Rx-Versandverbot

Grüne spottet über ABDA-Kampagne Lothar Klein, 15.11.2016 15:27 Uhr

Berlin - 

Die Kampagne der ABDA für ein Rx-Versandverbot stößt nicht überall auf Gegenliebe. Der Verband der Versandapotheken (BVDVA) wirf der ABDA Panikmache vor und sieht im EuGH-Urteil keineswegs den Todesstoß für die Vor-Ort-Apotheken. Wenig begeistert von den ABDA-Postkarten ist auch die Grünen-Abgeordnete Kordula Schulz-Asche: Ziel der ABDA sei die Verunsicherung.

Auf Twitter postet Schulz-Asche eine an ihr Wahlkreisbüro adressierte ABDA-Postkarte mit dem Slogan „Die Politik muss Handeln!“ Dazu macht sie ihrem Unmut über die ABDA-Kampagne Luft: „Offensichtlich ist das Ziel der Lobby nur Verunsicherung, sonst gäbe es eine Adresse zum Antworten.“ Mehrfach hatte sich die Gesundheitspolitikerin der Grünen seit dem EuGH-Urteil gegen ein Verbot des Versandhandels ausgesprochen.

Auch der BVDVA argumentiert in kurzen zeitlichen Abständen gegen das von der ABDA geforderte Rx-Versandverbot. Unter der Überschrift „Genug der Panikmache: Die Apotheke vor Ort wird leben“ beteuert der Verband, die wohnortnahe Versorgung mit Medikamenten bleibe in Deutschland abgesichert, „auch wenn derzeit von manchen Akteuren das Massensterben von Apotheken prophezeit wird“.

Der Rx-Versandhandel ergänze vielmehr „die guten Leistungen der niedergelassenen Apotheken“. Denn schon heute sei die Präsenzapotheke in ländlichen Gebieten nicht immer wohnortnah vertreten, „wenn insbesondere die medizinische Versorgung ausgedünnt ist“.

„Besonders im ländlichen Raum, für chronisch kranke, alte und mobil eingeschränkte Menschen ist der Online-Versandhandel der einfachste Weg zur Arzteismittelversorgung. Die Menschen wollen möglichst lange autonom zu Hause leben und gleichzeitig gut versorgt sein“, zitiert der BVDVA Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom. Eine repräsentative Umfrage der Bitkom zeige, dass das Angebot der Versandapotheken gut angenommen werde: Bereits über die Hälfte der Internetnutzer (55 Prozent) kauften Medikamente im Netz. Besonders ältere Menschen nutzten die Online-Apotheken: Von den über 65-Jährigen seien es knapp zwei Drittel (62 Prozent).

Auch als vor zwölf Jahren die ersten Apotheken eine Versandhandelserlaubnis bekamen, sei der Untergang der Apotheken vor Ort beschworen worden, so der Verband. Das sei bis heute nicht geschehen. Doch gehe die Zahl der niedergelassenen Apotheken strukturbedingt zurück: 2005 gab es 21.476 Apotheken, davon 1228 Filialen, 2015 waren es 20.249 Apotheken, davon 4281 Filialen. BVDVA: „Entsprechend nahm die Zahl der Apothekenleiter ab und man beklagt den fehlenden Nachwuchs.“

So seien heute ein Drittel der Apotheker zwischen 50 und 60, ein weiteres Drittel noch älter und nur ein Drittel unter 50 Jahre alt. „Versandapotheken stützen die Versorgung mit Arzneien und tragen mit ihren Leistungen zur Gesundheit der Bevölkerung bei. Es gilt nun, das gute Zusammenspiel aller Apotheken zu sichern“, so BVDVA-Chef Christian Buse. Dazu hätten die Versandapotheken bereits viele Arbeitsplätze geschaffen und trügen auch in strukturschwachen Regionen zum Wirtschaftswachstum bei.