Deutsche BKK

Retax gegen „Austausch-Verweigerer“ Alexander Müller, 15.12.2008 15:30 Uhr

Berlin - 

Die Deutsche BKK ist mit der Umsetzung ihrer Rabattverträge nicht zufrieden: Eine Datenanalyse habe gezeigt, dass „Ärzte und Apotheker den Erfolg von Rabattverträgen verhindern“, teilte die Kasse mit. „Viele Apotheker haben noch nicht verstanden, dass sie für die Ausgaben der Krankenkassen - und damit für das Überleben unseres Gesundheitssystems - eine gesetzliche Mitverantwortung tragen“, sagte Andreas Manthey, Leiter Arzneimittel und Apotheker bei der Deutsche BKK.

Die Umsetzungsquote der Rabattverträge in der Apotheke liegt laut Deutscher BKK bei 80 Prozent. Das reicht der Kasse nicht. Schließlich seien die Apotheker zur Substitution gesetzlich verpflichtet. Der Deutschen BKK gehen nach eigenen Berechnungen jährlich zwei Millionen Euro an Einsparungen „durch diese Gesetzesverletzungen“ verloren.

Jetzt will die Kasse die Apotheker in die Pflicht nehmen und fordert die Differenz zwischen abgegebenem Arzneimittel und Rabattmedikament zurück. Allerdings sollen nur Apotheker retaxiert werden, „die offensichtlich systematisch handeln“, sagte eine Sprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC. In Spitzenfällen werde die Kasse auch „Null-Retaxierungen“ vornehmen, so die Sprecherin.

Eine weitere Million Euro potenzieller Einsparungen verschwenden laut Datenanalyse die Ärzte: In 15 Prozent der Fälle verhindere der Arzt mittels Aut idem den Austausch. Auch die Mediziner nimmt die Kasse jetzt ins Visier: Sie „identifizierte“ nach eigenen Angaben 2000 Ärzte, die auf 60 Prozent ihrer Rezepte den Medikamentenaustausch ausgeschlossen haben. Diese Ärzte müssten jetzt mit Wirtschaftlichkeitsprüfungen rechnen.

Die Deutsche BKK hat sich ausgerechnet, dass dem gesamten GKV-System durch die „Austausch-Verweigerer“ ein Schaden in Höhe von jährlich rund 210 Millionen Euro entsteht.

Die Kasse hat nach eigenen Angaben Sortimentsverträge mit den Herstellern Aliud und Mylan Dura geschlossen, sowie kleinere Verträge über einzelne Wirkstoffe. Der Sprecherin zufolge bereitet sich die Deutsche BKK darauf vor, im kommenden Jahr Rabattverträge europaweit auszuschreiben.