Arzneimittelsparpaket

Reimporteure pokern mit Preisabstand Désirée Kietzmann, 28.05.2010 15:28 Uhr

Berlin - 

Die deutschen Reimporteure fürchten angesichts der Sparpläne von Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) um ihre Existenz. Durch die Anhebung des Zwangsrabatts für Reimporte könnte jedes zweite Präparat vom Markt verschwinden, warnt der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD). Das Mitgliedsunternehmen Axicorp hat nun einen alternativen Vorschlag vorgelegt, der den Kassen sogar mehr Geld bringen soll: Kein Zwangsrabatt für Reimporteure, im Gegenzug wird der Mindestpreisabstand auf 30 Euro erhöht.

Aktuell müssen Reimporte mindestens 15 Prozent oder 15 Euro günstiger sein als das Original, damit die Apotheker zur Abgabe verpflichtet sind. Nach Branchenschätzungen sparen die Kassen dadurch jährlich 300 Millionen Euro, das sind 10 Prozent des Gesamtumsatzes der Reimporte.

Durch den Zwangsrabatt, so Axicorp, würde die Hälfte des Umsatzes und damit der Einsparungen wegfallen - blieben also noch 150 Millionen Euro. Hinzu kämen je 150 Millionen Euro, die nach den Plänen aus dem BMG sowohl Reimporteure als auch Originalhersteller als Zwangsrabatt abführen müssten. Damit ergibt sich ein Sparvolumen von 450 Millionen Euro, also 150 Millionen Euro mehr als heute.

Laut Axicorp-Rechnung bleibt bei einer Befreiung der Reimporteure vom Zwangsrabatt nicht nur das Umsatz-, sondern auch das bisherige Einsparvolumen erhalten. Dazu kommen 225 Millionen Euro aus den erforderlichen Preissenkungen der Reimporteure sowie der Erhöhung des Mindestabstands auf 30 Euro. Im Vergleich zu Röslers Modell könnten, nach Abzug des gestrichenen Zwangsrabatts, 105 Millionen Euro zusätzlich gespart werden.

Ob der Vorschlag von Axicorp mit den Wettbewerbern abgestimmt ist, war bislang nicht zu erfahren. Zumindest die Kassen dürften sich darüber freuen, hatten sie doch in ihrer Stellungnahme zum Sparparket den Abstand von 15 Euro bei hochpreisigen Präparaten als „finanzielle Bagatelle“ bezeichnet. Selbst wenn das Modell der Tochter des indischen Biotech-Konzerns Biocon durchkommen sollte, muss die Branche weiter zittern: In der nächsten Runde will Rösler die Importquote kippen.