PTA und Apotheker kandidieren für den Bundestag 21.02.2025 13:21 Uhr
Die Bundestagswahl am Sonntag wird in jeder Hinsicht spannend: Wie wird sich eine künftige Koalition zusammensetzen? Und hat Karl Lauterbach bei weiterer SPD-Regierungsbeteiligung tatsächlich eine Chance, weiter Bundesgesundheitsminister zu bleiben? Auch Apotheker wollen auf die Bundestagsbühne – ihre Chancen auf einen Einzug sind aber jeweils als eher gering einzuschätzen.
Wolfgang Reiter für die ÖDP
Der Apotheker ist schon länger in der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) politisch aktiv und Direktkandidat des Wahlkreises Erding-Ebersberg für die Kleinpartei. 26 Jahre lang war er Inhaber der Schloß-Apotheke in Markt Schwaben. Nach dem Verkauf 2023 sei er der Apotheke als Filialleiter erhalten geblieben, schreibt „Merkur.de“. Der 60-Jährige ist gesundheitspolitischer Sprecher der ÖDP Bayern.
2022 forderte die bayerische ÖDP vom damaligen bayrischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), sich gegen die drohende Verknappung von Fiebersäften und Zäpfchen für Kinder zu stemmen. „Eigentlich sollte ein Aufschrei durchs Land gehen, doch die Politik lässt das akute Thema einfach liegen. Kinder haben offensichtlich bei den Regierungsparteien keine wirkungsvolle Lobby“, sagte er. Lauterbach und Holetschek hätten „praktisch überhaupt nichts getan zu haben, um die Katastrophe zu verhindern“.
Mit knapp 1 Prozent bei den letzten Bundestags- und Europawahlen sei ein Einzug in den Bundestag nicht realistisch, so Reiter selbst, auch wenn er und seine Partei im Kreis Erding beliebt sind. „Bei Bundestagswahlen wird‘s aber immer schwierig, das abzurufen, weil die großen Parteien dann gern von ,verlorenen Stimmen‘ sprechen“, sagt Reiter gegenüber der Regionalpresse. Der Fokus auf Volksbegehren bei der ÖDP sei aus seiner Sicht richtig und Alleinstellungsmerkmal für die Partei.
Reiter wolle sich bei einem Einzug in den Bundestag auch gegen das Apothekensterben einsetzen und für eine bessere Arzneimittelversorgung ohne Lieferengpässe sowie für mehr Planung bei Krankenhäusern. Er fordert aber auch weniger Pestizideinsatz in der Landwirtschaft und dafür eine bessere Unterstützung der Landwirt:innen. Den Einfluss von Großkonzernen auf die Politik will er einschränken; die ÖDP nimmt auch keine Konzernspenden an. „Die ÖDP steht für das Gemeinwohl als Hauptziel des Handelns“, so die Partei.
Für Die Partei will PTA Ann-Kathrin Hanneforth aus Steinhagen (Nordrhein-Westfalen) in den Bundestag einziehen. Auf dem Wahlplakat für ihren Wahlkreis ist sie im Kittel zu sehen – ihr Slogan: „Rezeptfrei ins Kanzleramt! Anstatt Risiken und Nebenwirkung wählen Sie Die Partei“. Sie bezeichnet sich mit dem für Die Partei typischen Augenzwinkern als „das Salz in der Suppe von Karl Lauterbach“. Bereits bei der Bundestagswahl 2021 hat sich die PTA im Wahlkreis Gütersloh für ihre Partei aufstellen lassen, bei der sie seit 2020 Mitglied ist.
Neben ihrem politischen Engagement arbeitet die PTA weiterhin in der Apotheke und ist zusätzlich freiberuflich unterwegs. Die meisten Kolleg:innen laufen auf dem Zahnfleisch. „Sollte sich zugunsten der Versorgung nicht bald etwas ändern, denke ich, kommt es zu einem großen Burnout“, so Hanneforth. Wie sie sich im Bundestag für die Apotheken einsetzen will: „Ich denke ein Suchtrupp für das Eskalationspapier in der geheimen Schublade der Abda wäre ein guter Anfang. Ausgestattet mit einem Dietrich beziehungsweise einem Safeknacker.“
Zudem brauche es eine andere Wahrnehmung für die Apothekenteams vor Ort und mehr Wertschätzung: „Solange wir nur als Pillenschubser wahrgenommen werden und unsere Kernkompetenzen nicht in den Fokus rücken, werden wir am langen Arm verhungern“, macht die PTA deutlich. Aktuell hat Die Partei einen Sitz im Gemeinderat Steinhagen. Dieser soll 2025 um mindestens einen weiteren Sitz ausgebaut werden, denn die Arbeit komme bei der Bevölkerung gut an.
Apotheker Armin Noeske aus Teterow (Mecklenburg-Vorpommern) zieht es ebenfalls in den Bundestag. 2013 übernahm er die Rats-Apotheke in der Kleinstadt von seinem Vater, führt in Waren/Müritz noch eine Filiale und ist sowohl standespolitisch als auch in der CDU aktiv. Für den Bundestag stehen seine Karten eher schlecht: Er steht auf der Landesliste auf Platz 10.
„Ich möchte unsere Partei im Bundestag vertreten, weil ich überzeugt bin, dass wir mit unseren Werten und Ideen den Unterschied machen können. Mit einer Politik nahe am Menschen, die ehrlich ist. Es ist mir ein Anliegen unser Bundesland zu vertreten“, so Noeske auf der Seite der CDU Mecklenburg-Vorpommern.
Auch berufspolitisch brachte sich Noeske zuletzt ein: Beim Treffen von zehn Apothekerinnen und Apothekern aus dem Bundesland mit Lauterbach im September, um die Position der Apothekerschaft gegen das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) zu verdeutlichen, war er dabei und legte einen Zehn-Punkte-Plan vor. Zufrieden sein konnten Noeske und seine Kolleg:innen mit dem Gespräch aber nicht. Mit einem Einzug in den Bundestag könnte er sich selbst dort für die Belange der Apothekerschaft einsetzen.
Juliane Hein für das BSW
Für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) geht Inhaberin Juliane Hein an den Start. Sie betreibt die Apollo-Apotheke in Erfurt. Ihr Wahlkreis ist Ilm-Kreis/Gotha.
Zuletzt saß mit Sylvia Gabelmann für die Linke eine Apothekerin im Bundestag. Sie trat 2021 nicht mehr für den Bundestag an.