„Es fehlen die Arzneimittel, es sterben die Apotheken“

Protesttag in Schleswig-Holstein: Das ist geplant Patrick Hollstein, 03.05.2023 10:01 Uhr

In Schleswig-Holstein wird in der kommenden Woche wieder gestreikt. Foto: AVSH
Berlin - 

Am kommenden Dienstag sollen die Apotheken in Schleswig-Holstein geschlossen bleiben. Im Vorfeld der Kommunalwahlen will der Apothekerverband (AVSH) auf die anhaltenden Probleme bei der Versorgung aufmerksam machen. Die Bereitschaft, sich an der Aktion zu beteiligen, ist laut einer Umfrage groß.

Im Februar hatte der AVSH bei seinen Mitgliedern abgefragt, ob sie bereit wären, ihre Apotheke an einem festgesetzten Tag erneut zu schließen und sich öffentlichkeitswirksam an der Aktion zu beteiligen, indem sie beispielsweise Plakate im Schaufenster aufhängen, Handzettel verteilen, die Bevölkerung erneut über die „wahren Apothekerpreise“ und über die Untätigkeit der Politik aufklären.

Deutlich mehr als die Hälfte der Inhaberinnen und Inhaber hatten an der Umfrage teilgenommen – und mehr als 93 Prozent sprachen sich für einen weiteren Aktionstag aus. „Das ist ein klares Votum“, so der Verbandsvorsitzende Hans-Günter Lund und sein Geschäftsführer Georg Zwenke.

Eine ursprünglich vor Ostern geplante Aktion wurde wegen der Verlängerung der Abgabeerleichterungen abgesagt; nun soll am kommenden Dienstag der Protest stattfinden, wenige Tage vor der Kommunalwahl. „Wir bitten Sie und Ihr Team als ein deutliches Zeichen für eine bessere Bezahlung und gegen des rasante Apothekensterben, am Dienstagvormittag, 9. Mai 2023, Ihre Apotheke möglichst von 8 bis 14 Uhr zu schließen.“ Geöffnet bleiben sollen lediglich die notdiensthabenden Apotheken.

Überfällige Honoraranpassung

Im Kern des Protests steht die Forderung nach einer angemessenen Honorierung. Die jüngsten Tarifabschlüsse hätten zu einer deutlichen Steigerung der Gehälter geführt, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch verdient hätten, so Lund und Zwenke. Die Inhaberinnen und Inhaber hätten die letzte Honorarerhöhung aber im Jahr 2013 und damit vor zehn Jahren erhalten. Mittlerweile verursache alleine die Bearbeitung der Lieferengpässe Kosten in Höhe von einer halben Vollzeitkraft. „Anstatt diese von Apotheken nicht zu vertretenden lieferengpassbedingten Zusatzkosten zu erstatten und die längst überfällige Erhöhung der Apothekenzuschläge vorzunehmen, werden die packungsbezogenen Erlöse seit Februar 2023 durch massive Ausweitung des Apothekenzwangsrabatts gekürzt“, kritisieren die beiden Verbandsvertreter. „Es fehlen die Arzneimittel, es sterben die Apotheken. So geht es nicht weiter!“

Rechtzeitig vor der Kommunalwahl am 14. Mai sollen die Apotheken daher gegenüber Kunden, aber auch Lokalpolitikern und Medienvertretern öffentlichkeitswirksam die herausragende Stellung der Apotheken in der Gesundheitsversorgung hervorheben und dabei ihre Forderungen platzieren. Denn laut AVSH richtet die Kommunalwahl den Fokus auf unser Zusammenleben vor Ort. „Wie sähe eine Gemeinde ohne Apotheke, ohne Möglichkeit der persönlichen Beratung und des menschlichen Austausches aus? Wollen wir so leben? Wir jedenfalls nicht. Es ist Zeit, zu handeln.“

Plakate und Flyer zum Ausdrucken

Der AVSH hat verschiedene Aktionsmaterialen zum Ausdrucken vorbereitet, die Flyer und Plakate zeigen ein Fahrrad mit viel zu kleinem Rollerrad und der Aufschrift: „Am falschen Ende gespart.“ Das ursprünglich für die Abda entworfene Motiv wurde für die Kampagne überarbeitet: „Das läuft nicht? Ganz genau! Die Politik spart die Arzneimittelversorgung kaputt. Wer aber die 592 Apotheken Schleswig-Holsteins schwächt, trifft vor allem die Patientinnen und Patienten!“ Außerdem sollen die Apotheken die anderen Vorlagen der Abda nutzen.