Kontrazeptiva

Pro Familia gegen Sondervertrieb René Stüwe, 21.04.2009 08:49 Uhr

Berlin - 

Die Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung - Pro Familia - will sozial benachteiligte Frauen nicht mit oralen Kontrazeptiva versorgen. Der Verband hält nicht nur die von der SPD vorgeschlagene Umsetzung einer solchen Neuregelung außerhalb der Apotheken für „problematisch“, sondern sieht auch die Versorgung der Frauen in Gefahr. Im Gespräch mit APOTHEKE ADHOC sagten die Verbandsvorsitzende Dr. Gisela Notz und ihre Stellvertreterin Ulla Ellerstorfer, der Vorschlag führe nicht zu einer erkennbaren Verbesserung der derzeitigen Situation.

Im Gegenteil: Der Zugang zur „Pille“ könnte sich für die betroffenen Frauen sogar verschlechtern, warnt Ellerstorfer. Die eingeschränkten Öffnungszeiten der Beratungsstellen seien ein Hindernis für die Abgabe der Verhütungsmittel, gerade in Hinblick auf die Wochenendversorgung. Auch seien die ärztlichen Kapazitäten in den Beratungsstellen sehr beschränkt: Ein überwiegender Teil der angestellten Ärzte arbeite auf Teilzeitbasis.

Eine adäquate Versorgung und die im SPD-Antrag geforderte ärztliche Beratung stellen nach Ansicht der beiden Verbandsvorsitzenden daher ein ernsthaftes Problem dar. Laut Pro Familia ist auch die praktische Umsetzung in den Beratungsstellen ungeklärt: „Gerade die Bevorratung mit Verhütungsmitteln ist problematisch“, so Ellerstorfer. Eine fachgerechte Lagerung der Medikamente sei mit beträchtlichen Mehrkosten verbunden.

Die SPD-Bundestagsfraktion hatte in der vergangenen Woche einen Änderungsantrag in die laufenden Beratungen zur AMG-Novelle eingebracht, der einen Direktvertrieb der Anti-Baby-Pille über anerkannte Beratungsstellen und Gesundheitsämter für Frauen in finanziellen Notlagen ermöglichen soll.

Pro Familia macht sich seit längerem für die Selbstmedikation hochdosierter Notfallkontrazeptiva zur Nachverhütung stark. Die Abgabe der „Pille danach“ durch die Beratungsstellen ist im Antrag der SPD-Fraktion ausgenommen.