Patientenschützer fordern Vorwarnsystem

Preis: E-Rezept ist unzuverlässiger als die Deutsche Bahn 08.08.2025 07:42 Uhr aktualisiert am 08.08.2025 10:35 Uhr

Berlin - 

Bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens ist Deutschland eher Nachzügler. Und das immerhin schon eingeführte E-Rezept läuft nicht rund, wie die Abda beklagt.

Elemente der Telematikinfrastruktur (TI) fallen öfter aus oder laufen instabil, bemängelt die Abda heute gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Das E-Rezept läuft der Deutschen Bahn in Sachen Unzuverlässigkeit den Rang ab“, so Abda-Präsident Thomas Preis. „Ein ausgefallener Zug ist ärgerlich, aber ein nicht abrufbares E-Rezept kann erhebliche Konsequenzen für die Gesundheit von Menschen haben.“

Allein in den vergangenen beiden Wochen sei es an fünf Tagen zu Komplettausfällen oder erheblichen Beeinträchtigungen beim E-Rezept oder der TI insgesamt gekommen, sagte er. „Jedes Mal sind Zehntausende Patienten betroffen.“

„Diese Unzuverlässigkeit ist nicht hinnehmbar“

Weiter sagte Preis, zur Digitalisierung des Gesundheitswesens gebe es keine Alternative. „Aber diese Unzuverlässigkeit ist nicht hinnehmbar.“ Die verantwortliche Gematik müsse dafür sorgen, dass Apotheken und Arztpraxen in einem stabilen System arbeiten können. „Die Ausfallsicherheit des Systems muss wesentlich verbessert werden.“

Und in solchen Fällen bräuchten Apotheken mehr Spielraum: „Bei Ausfällen brauchen Apotheken mehr Handlungsfreiheiten, um Patientinnen und Patienten trotzdem schnell und unbürokratisch mit notwendigen Medikamenten zu versorgen.“

Umsatzeinbrüche bedrohen Apotheken

Auch wirtschaftlich seien die Ausfälle kaum tragbar: „Die Apothekenzahl ist aufgrund der chronischen Unterfinanzierung in den vergangenen 10 Jahren um fast 20 Prozent gesunken. Wenn jetzt noch regelmäßige Umsatzeinbrüche wegen der Systemausfälle hinzukommen, wird die Lage für viele Apotheken immer bedrohlicher“, sagte er.

Zudem appellierte Preis an die Ärzteschaft, ihren Umgang mit den Signaturen anzupassen, wird hier aufgeschoben, führe das noch immer zu verunsicherten Patient:innen und unnötigem Warten. „Das ist nicht nur ärgerlich, das ist eine Zumutung für Patientinnen und Patienten und Apotheken und eine Gefährdung der Therapiesicherheit“, kritisierte Preis.

Patientenschützer fordern Vorwarnsystem

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte ein Vorwarnsystem für Störungen. „Die Zeiten der Blackbox E-Rezept sind unverzüglich zu beenden“, sagte Vorstand Eugen Brysch. Mit einem „tagesaktuellen E-Rezept-Radar“ könnten Ärzte direkt darüber informiert werden, ob das System funktioniert oder ein Papierrezept ausgegeben werden muss. Von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) verlangte Brysch, sie müsse die Gematik anweisen, einen monatlichen Störungsbericht vorzulegen.