Pharmaziestudium

Medizinstudenten lernen von PhiP Maria Hendrischke, 22.12.2015 13:26 Uhr

Berlin - 

Die Apothekerkammer Niedersachsen will die Kommunikation zwischen Ärzten und Apothekern schon in der Ausbildung stärken. Dazu startete die Kammer ein laut eigenem Bekunden bundesweit einmaliges Fortbildungsprogramm, bei dem Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) und Medizinstudenten im Praktischen Jahr (PJ) gemeinsam Patientenfälle besprechen. Mit dem Institut für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Hochschule in Hannover (MHH) will die Kammer das Programm 2016 fortsetzen.

Das Projekt entstand aus persönlichen Kontakten zwischen Ärzten an der MHH und Kammermitgliedern. „Professor Nils Schneider und seine Oberärztinnen von der Allgemeinmedizin sind ein Glücksfall für uns“, sagte Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer. „Mit ihnen haben wir diese Kooperation ganz unbürokratisch innerhalb weniger Wochen auf die Beine gestellt.“

Anfang Dezember trafen sich drei PhiP und zwei Medizinstudenten in der MHH. Bei der eintägigen Fortbildung stellte Apotheker Dr. Alexander Zörner einen Medikationscheck für Patienten vor, die mehr als fünf rezeptpflichtige Arzneimittel einnehmen. Anschließend analysierten die Studenten gemeinsam vier Patientenfälle, die von den angehenden Ärzten ausgewählt wurden. Darunter war ein besonders schwerer Fall einer Patientin, die insgesamt 14 Medikamente einnahm. Die Pharmazeuten wiesen auf Wechselwirkungen hin und erarbeiteten alternative Therapiemöglichkeiten.

Einer der teilnehmenden PhiP, Nils Grotstück, sagte: „Gerade der interprofessionelle Ansatz, bei dem angehende Apotheker und Ärzte aus zwei Blickwinkeln auf ein Thema schauen, ist in dieser Form neu und zu begrüßen.“ Auch die Vorsitzende des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden Deutschlands (BPhD), Franziska Möllers, nahm an dem Modellprojekt teil.

Die Fortbildung soll auch 2016 stattfinden; der nächste Termin ist für April geplant. Zehn bis zwölf PhiP, die ihr Praktisches Jahr in einer niedersächsischen Apotheke absolvieren, sowie ebenso viele Medizinstudenten können an der kostenlosen Veranstaltung teilnehmen. Interessierte PhiP können sich direkt bei Christopher Jürgens, Apotheker in der Zentralapotheke der MHH, um einen Platz bewerben.

Die Idee der interdisziplinären Lehre ist nicht neu: An der Universität Bonn analysieren Pharmaziestudierende laut Professor Dr. Ulrich Jaehde ab dem ersten Semester Patientenakten und geben zu den Fällen Behandlungsempfehlungen. Am Ende des Semesters gehen die Studenten für eine Woche an die Uniklinik und besprechen gemeinsam mit Ärzten reale Fälle.

Auch Professor Dr. Dieter Steinhilber von der Universität Frankfurt setzt auf Zusammenarbeit zwischen den Studiengängen. Aus seiner Sicht sollten Medizin- und Pharmaziestudenten bereits an der Uni gemeinsam optimale Arzneimitteltherapien für die Patienten entwickeln.