Bundestag

Petition: Rx-Versand statt „Drogenhändler vor Ort“ Lothar Klein, 27.03.2018 15:25 Uhr

Berlin - 

Ob und wie die neue Große Koalition das Rx-Versandverbot umsetzen wird, steht noch in den Sternen. Frühestens im Herbst soll es so weit sein. Andere Anliegen wie die Beitragsparität, die Situation der Pflegekräfte und die Wartezeiten für Kassenpatienten haben bei Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Vorrang. Trotzdem gibt es bereits eine Petition gegen das geplante Rx-Versandverbot. Diese ist zwar chancenlos, hat aber immerhin eine muntere Diskussion ausgelöst: Ein Kommentator will statt des Versandhandels alle Vor-Ort-Apotheken abschaffen.

„Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass der Versandhandel von verschreibungspflichtigen Medikamenten (Rx-Medikamenten) erhalten bleibt“, heißt es in der Petition vom 22. Februar. Zurzeit bestellten etwa vier Millionen Patienten aus Deutschland ihre verschreibungspflichtigen Medikamente bei Versandapotheken, heißt es in der kurzen Begründung: „Die CDU/CSU will den Versand von verschreibungspflichtigen Medikamenten verbieten, weil der Apothekenlobby nicht passt, dass der Europäische Gerichtshof am 19. Oktober 2016 die Preisbindung für ausländische Versandapotheken aufgehoben hat.“ Eingebracht wurde die Petition zwei Wochen nach Abschluss des GroKo-Vertrages zwischen Union und SPD und damit noch vor der Nominierung Spahns als neuer Gesundheitsminister.

Die Zeichnungsfrist endet am 3. April. Nach Lage der Dinge hat die Petition allerdings keine Chance, das notwendige Quorum zu erreichen. Damit sich der Petitionsausschuss damit befassen muss, müssten 50.000 Personen die Petition zeichnen. Aktuell unterstützen nur 69 Personen das Anliegen.

Damit wird das Anliegen der Petition absehbar zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit scheitern. Bereits am 13. Dezember 2016 hatte Norbert Klösel eine entsprechende Petition eingebracht: „Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass die Initiative des Bundesgesundheitsministers, in dem der Versand von rezeptpflichtigen Medikamenten durch Online-Apotheken verboten werden soll, gestoppt beziehungsweise nicht verabschiedet wird.“ Online Apotheken seien ein wichtiges Glied in der Versorgung mit Arzneimitteln, hieß es zur Begründung. Insgesamt zeichneten vor einem Jahr 1568 Unterstützer die Petition. Das Quorum von 50.000 Stimmen wurde ebenfalls klar verfehlt.

Immerhin hat die aktuelle Petition erneut eine lebhafte Diskussion über das Für und Wider des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ausgelöst: „Versandapotheken liefern immer einen Anhang mit, in dem die Wirkungen und Unverträglichkeiten mit anderen von mir eingenommenen Medikamenten beschrieben sind. Selbst nach Jahren kommt bei mir der Hinweis an, dass Aspirin die Blutungsneigung verstärkt und deshalb nicht eingenommen werden darf, weil ich einen Blutverdünner nehme. In einer normalen Apotheke bekomme ich diesen Hinweis nur, wenn ich Marcumar und Aspirin zusammen kaufe. Die Beratung in den Versandapotheken ist eindeutig die bessere“, lautet eine Anmerkung.

„Etwa 3 von 4 Apotheken sind überflüssig“, findet ein anderer Kommentator. Deutschland sei massiv überversorgt. Die Beratungsleistung von Apothekern werde überbewertet, „da sie real erstrangig Verkäufer und dem Profit verpflichtet“ seien. Er habe nicht den Eindruck, dass außerhalb der großen Städte 66,6 Prozent der Apotheken überflüssig seien, widerspricht ein andere Kommentator.

Ein weiterer Diskutant will sogar alle Vor-Ort-Apotheken schließen, die keinen Versandhandel treiben. „Wie üblich“ seien die Arznei nicht vorrätig gewesen: „Welch ein Musterbeispiel für Ineffizienz!“ Statt ordentliche Beratung wie von seiner Versandapotheke gebe es dort nur „Tratsch“ und es werde noch nicht mal geprüft, „ob das Medikament überhaupt für mich ist, oder jemand anders“. Es sei an der Zeit, „die Präsenzapotheken zu schließen, sofern sie kein Versandkonzept anbieten“. Das Rezept solle als Fernziel direkt vom Arzt aus an die Versandapotheke geschickt werden. „In aller Regel ist der Kram dann schneller da, als wenn man erst zweimal zum Drogenhändler ins Ladengeschäft gehen muss! Und billiger ist es wohl auch...“