Porträt

Ohne Machtkampf an die FDP-Spitze APOTHEKE ADHOC, 05.04.2011 21:10 Uhr

Berlin - 

Philipp Rösler soll der neue starke Mann der FDP sein. Der 38-Jährige soll im Mai zum neuen FDP-Vorsitzenden gewählt werden und seinen Vorgänger Guido Westerwelle auch als Vizekanzler ablösen. In der FDP hofft man, dass Rösler den Absturz der Partei nicht nur stoppen, sondern umkehren kann. Das wird nicht leicht, denn Rösler bleibt als Bundesgesundheitsminister eingeklemmt zwischen Außenminister Westerwelle und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle.

Aus der Debatte um einen Nachfolger für Westerwelle hielt sich Rösler bis zuletzt diplomatisch zurück. Er blieb loyal. Noch Anfang März verwies er bei Spekulationen um ein Aufrücken an die FDP-Spitze auf seine Beliebtheitswerte, die ebenso niedrig seien wie die seines Chefs. Inhaltlich allerdings äußerte sich Rösler plötzlich zu Themen außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs: Er mischte sich in die Debatte um die Abschaltung der Atomkraftwerke ein und empfahl sich so für ressortfremde Aufgaben.

Für Rösler gab es keine großen Widerstände: Für das Amt des Parteichefs musste er sich weder mühsam gegen seinen Vorgänger noch gegen potentielle Mitbewerber durchsetzen. Machtproben waren auch in seiner bisherigen Karriere selten. Als Westerwelle ihm 2009 das Amt des Bundesgesundheitsministers anbot, zögerte Rösler sogar.

Mit gesundheitspolitischen Themen hatte er früher nur am Rande zu tun. In Niedersachsen hatte er als Landesparteivorsitzender das Wirtschaftsministerium verantwortet. Nach der Zusage für Merkels zweites Kabinett stürzte er sich umso mehr in die neue Arbeit - äußerst schnell hat sich der Mediziner in das komplizierte Gesundheitssystem eingearbeitet, erste Reformen sind verabschiedet. Viel mehr als Spargesetze sind aber - wie bei seinen Vorgängern - nicht herausgekommen. Kritiker in den eigenen Reihen monieren zudem, Rösler sei bis zur Unkenntlichkeit von liberalen Grundsätzen abgewichen.

Nun soll Rösler als FDP-Vorsitzender seiner Partei zu einem neuen inhaltlichen Profil verhelfen. Er selbst wünscht sich schon lange eine Neuausrichtung: „Viele Liberale haben geradezu Angst, das Wort Solidarität in den Mund zu nehmen“, schrieb er 2008 in einem Thesenpapier mit dem Titel „Was uns fehlt“.

Parteimitglied ist Rösler seit 1992. Elf Jahre später zog er in den niedersächsischen Landtag ein, wurde Fraktions-, dann Landeschef, 2009 Wirtschaftsminister. Seit 2005 ist er Präsidiumsmitglied der FDP. Rösler hat wiederholt verkündet, dass er mit 45 Jahren die politische Bühne verlassen will. Bleiben noch sieben Jahre für die Neuausrichtung der FDP und seine eigene politische Karriere.