„Bauen Sie Druck auf“

NRW-Kommunalwahlen: Appell an künftige Bürgermeister 10.09.2025 12:09 Uhr

Berlin - 

Die in Nordrhein-Westfalen (NRW) anstehenden Kommunalwahlen treiben die Politiker:innen zu ihren Wähler:innen – und auch in die Apotheken, um sich in Zeiten von Apothekensterben über die Hintergründe zu informieren. So bekam auch Karima Ballout, Vorsitzende der Bezirksgruppe Bottrop im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), Besuch in ihrer Apotheke. Sie fordert die Politik dazu auf, sich verstärkt für die Sicherstellung der Versorgung vor Ort sowie gegen das Apothekensterben einzusetzen und appelliert: „Bauen Sie Druck auf!“

„Es geht um unser aller Lebensverhältnisse, um unseren Alltag und letztlich um unsere wohnortnahe Gesundheitsversorgung“, so Ballout, die zwei Apotheken in der Innenstadt von Bottrop betreibt. „Nutzen Sie bitte Ihre Gestaltungsmöglichkeiten und gehen Sie zur Wahl!“

Aber auch die Apothekenteams selbst hätten Erwartungen an die Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker. Immerhin nehmen Apotheken wie andere Gesundheitsversorger vor Ort auch auch kommunale und soziale Aufgaben wahr. Hauptgrund für die Vielzahl der Schließungen sei die chronische Unterfinanzierung: „Unsere Vergütung, die staatlich geregelt ist, wurde in den vergangenen 20 Jahren nicht nennenswert erhöht – trotz Inflation und stark gestiegener Sach- und Personalkosten.“

Zwar stehen unter der neuen Regierung Verbesserungen in Aussicht, „wir warten nun aber seit Monaten darauf, dass diese Hilfe endlich kommt. Wir brauchen Sofortmaßnahmen, sonst sterben immer mehr Apotheken – auch hier bei uns“, so Ballout. Besuch bekam die Apothekerin von den beiden Bürgermeisterkandidaten Matthias Buschfeld (SPD) und Nick Nowara (unabhängig), die sich vor Ort über die Situation informiert haben.

Bürokratie, Lieferengpässe und fehlende Handlungsfreiheiten sowie unfaire Bedingungen im Wettbewerb mit ausländischen Versendern waren beim Gespräch Thema. SPD-Kandidat Buschfeld sehe zwar die Notwendigkeit der Apotheken vor Ort, der Versandweg sei jedoch eine geeignete Ergänzung. Doch der Wettbewerb müsse fair und mit einer effektiven Kontrolle laufen. Für Ballout ist die Kühlkette dabei ein klarer Knackpunkt: „Wenn Versandhändler im Sommer temperaturempfindliche Arzneimittel bei 30 Grad per Postpaket versenden, gefährdet dies die Patienten.“

„Wir sichern die wohnortnahe Versorgung auch in der Nacht und am Wochenende. Durch unsere Beratung gerade zur Selbstmedikation und in Gesundheitsfragen entlasten wir Notfallambulanzen und Arztpraxen. Ebenso durch Impfungen und viele weitere Präventions- und Gesundheitsleistungen“, zählt die Inhaberin weitere Vorteile der Vor-Ort-Apotheken auf, die auch dazu beitragen können, Kosten einzudämmen.

„Mit unserem dezentralen Netz von Apotheken können wir zudem in Krisen und Katastrophenfällen die Versorgung der Menschen sicherstellen, wie wir nicht zuletzt während der Corona-Pandemie, aber auch beim Ahr-Hochwasser gezeigt haben und in der anhaltenden Lieferengpasskrise weiter zeigen.“

„Gesundheit ist ein schützenwertes Gut – deshalb müssen wir die Apotheken vor Ort bewahren“, meinte Gegenkandidat Nowara beim Besuch. Ballout appelliert: „Machen Sie Ihren Einfluss auf die Bundespolitik geltend, bauen Sie Druck auf, damit die Rahmenbedingung für die Apotheken so verbessert werden, dass die flächendeckende Versorgung gesichert bleibt. Nutzen Sie aber auch Ihre Gestaltungsmöglichkeiten in der Kommune, um attraktive Bedingungen und Anreize zu schaffen, damit sich Apotheken halten können beziehungsweise neu ansiedeln.“