Versorgungskonzepte

Rollende Arztpraxis mit Ordermed Julia Pradel, 06.08.2013 15:16 Uhr

Berlin - 

Während über mobile Apotheken bislang nur gesprochen wird, ist die rollende Arztpraxis in Niedersachsen Realität: Im Landkreis Wolfenbüttel nehmen seit heute zwei Ärzte in einem umgebauten Volkswagen Crafter Hausbesuche wahr und halten in sechs Dörfern im Drei-Wochen-Rhythmus Sprechstunde. Das Bestellportal Ordermed ist Kooperationspartner bei dem Pilotprojekt.

Die „Rollende Arztpraxis“ ist Teil der Initiative „Zukunftsregion Gesundheit“ des niedersächsischen Sozial- und Gesundheitsministeriums. Die beiden Ärzte Dr. Silke Wachsmuth-Uhrner und Dr. Jürgen Bohlemann fahren mit dem Wagen durch den Landkreis.

Mit dem Arztmobil soll es in sechs Dörfern eine Sprechstunde geben: Alle drei Wochen sind die Ärzte einen Vormittag lang in dem Ort und versorgen die Patienten. Später soll die Präsenzzeit auf einen Zwei-Wochen-Rhythmus ausgeweitet werden.

Außerdem übernehmen die Mediziner an zwei Nachmittagen in der Woche Hausbesuche bei Patienten von Ärzten in der Region, um diese zu entlasten. Hausärzte, die Patienten an die „Rollende Arztpraxis“ überweisen, erhalten eine Kooperationspauschale in Höhe von 7,50 Euro pro Patient und Quartal.

Die mobilen Ärzte übernehmen die Versorgung vor Ort, stellen Rezepte aus und informieren den Hausarzt des Patienten über die Untersuchungs- und Behandlungsergebnisse. Ein besonderer Service: Auf Wunsch des Patienten werden die Rezepte noch im Bus digitalisiert und an das Bestellportal Ordermed gesendet. Das leitet sie an die nächste Apotheke weiter. Die liefert die Arzneimittel an den Patienten und nimmt dabei das Originalrezept mit.

Aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KV) ist diese Zusammenarbeit durch die Zielgruppe bedingt: „Das Arztmobil wendet sich an ältere, immobile Patienten, die die Arztpraxis nicht aufsuchen können. Sie können auch die Apotheke nicht aufsuchen“, so ein KV-Sprecher.

Das Pilotprojekt soll bis Ende 2014 laufen. Die Evaluation übernimmt die Technische Universität Braunschweig. In der Testphase soll geprüft werden, ob die „Rollende Arztpraxis“ von den Patienten angenommen wird und somit als langfristige Maßnahme gegen den Ärztemangel in Frage kommt.

Für die Dauer des Pilotprojekts ist die Praxis als Eigeneinrichtung der KV angelegt: Die beiden Mediziner waren zuvor als beratende Ärzte bei der KV angestellt und haben die Aufgabe zunächst übernommen. Man sei aber weiterhin auf der Suche nach Ärzten, die in dem Arztmobil arbeiten wollen, so der KV-Sprecher.