Niedersachsen

Neue Hoffnung auf den Medikationsplan APOTHEKE ADHOC, 22.06.2015 14:35 Uhr

Berlin - 

Die Apotheker in Niedersachsen wollen besser einbezogen werden – sowohl bei künftigen Leistungen als auch bei der Vergütung. Das forderten der Landesapothekerverband (LAV) und die Apothekerkammer beim Niedersächsischen Apothekertag in Stade. Kammerpräsidentin Magdalene Linz wünscht sich, dass Apotheker am Medikationsplan beteiligt werden. Unterstützung erhielt sie von Niedersachsens Gesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD).

„Für Menschen, die dauerhaft mit Krankheiten leben müssen, verschlechtert sich ihre Lebensqualität drastisch, wenn ihre Arzneimitteltherapie nicht kontinuierlich begleitet wird“, so Linz. Fehler könnten gravierende Folgen haben. Deshalb dürfe, wer drei, fünf oder sogar mehr unterschiedliche Medikamente einnehmen müsse, nicht alleine gelassen werden. „Wir Apotheker arbeiten indikationsübergreifend, mit standardisierten Analysemethoden und mit dem Know-how von bestens aus- und fortgebildetem Personal“, betonte Linz.

Deshalb müssten die Apotheker am Medikationsplan, so wie er im E-Health-Gesetz vorgesehen ist, auf jeden Fall beteiligt werden. „Ein Medikationsplan ohne Apotheker geht schief“, ist Linz überzeugt. „Wir führen bereits auf der politischen Landes- und Bundesebene intensive Gespräche, um dieses Ziel zu erreichen.“

Bei Rundt rannte sie damit offene Türen ein: Auch sie sehe Bedarf, dass in Sachen Medikationsplan noch etwas passiere, damit die Apotheker mehr eingebunden würden. Einen entsprechenden Vorstoß aus Nordrhein-Westfalen wird Niedersachsen wohl unterstützen.

Rundt verwies auf die wichtige Rolle der Apotheken für die flächendeckende Versorgung: Apotheker seien wichtige Partner für das Land Niedersachsen, „denn die Gesundheitsversorgung kann nur mit der Einbindung der Apotheken funktionieren“. Das gelte gerade auch für ländlich geprägte Gebiete.

Bei der Gesundheitsministerkonferenz will sich Rundt zudem dafür einsetzen, dass in Krankenhäusern verstärkt Stationsapotheker zum Einsatz kommen. Nach dem Fall des „Todespflegers“ in Delmenhorst hatten die Apotheker Linz zufolge viele Gespräche mit dem Ministerium geführt, wie man die Arzneimittelsicherheit auf den Stationen verbessern kann.

Dr. Jürgen Peter, Chef der AOK Niedersachsen, stellte den Arzneimittelmarkt aus Sicht der GKV dar. Als Herausforderung nannte er dabei die Tendenz zu immer mehr sehr teuren Arzneimitteln. Peter stellte den Apothekern aber auch drei Bereiche in Aussicht, in denen die AOK verstärkt mit den Apothekern zusammenarbeiten werde: Arzneimittel in der Schwangerschaft, die Versorgung von Pflegeheimen sowie beim Thema Polymedikation. Konkrete Projekte sollen demnächst vorgestellt werden.

Die Veranstalter des Niedersächsischen Apothekertags forderten darüber hinaus eine verstärkte Einbeziehung der Apotheken in zukünftige Gesetzesvorhaben zur Arzneimittelversorgung. Außerdem plädierten sie für eine engere Vernetzung und bessere Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen.

Verbandschef Berend Groeneveld betonte vor diesem Hintergrund: „Damit wir Apotheker die qualifizierte Versorgung flächendeckend zukünftig in Niedersachsen aufrechterhalten können, müssen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für uns stimmen.“ Dazu gehörten neben einer angemessenen Honorierung in den Bereichen der Betäubungsmittelabgabe und Rezepturherstellung auch entsprechende Anpassungen der bestehenden Gesetzgebung.

Diese solle die Vergütung so regeln, dass sie dem gestiegenen Aufwand, den Apotheker täglich für ihre Patienten erbrächten, gerecht werde. „Außerdem muss der Gesetzgeber dafür Sorge tragen, dass diese Vergütung regelmäßig auf mögliche notwendige Anpassungen überprüft wird“, fordert Groeneveld. „Für die Zukunft wünschen wir uns zusätzlich die Umsetzung neuer leistungsbezogener Vergütungsmodelle, die unserer Qualifikation gerecht werden und die Leistung entsprechend honorieren.“

ABDA-Vize Mathias Arnold informierte über die strategische Weiterentwicklung der Apotheke nach dem Perspektivpapier „Apotheke 2030“. Aus seiner Sicht muss die bessere Vergütung von Rezepturen, der Abgabe von Betäubungsmitteln und der Notdienste im Vordergrund stehen. Er setzt zudem auf neue Säulen der Honorierung.

Mit Blick auf das E-Health-Gesetz hob Arnold positiv hervor, dass der Gesetzgeber an den Medikationsplan gedacht habe, obwohl zunächst nur elektronische Arztbriefe geplant gewesen seien. Natürlich versuche der Gesetzgeber nun, eine schlanke Lösung zu entwickeln – die Apotheker müssten deshalb im parlamentarischen Verfahren mit aller Kraft ihre Position vertreten.

Apothekerkammer und -verband richten den Niedersächsischen Apothekertag seit 2001 alle zwei Jahre aus. An dem Kongress nahmen am Wochenende 350 Apotheker, PTA und Pharmazeuten im Praktikum teil. Neben pharmazeutischen Fachvorträgen standen auch wirtschaftliche und politische Themen auf der Tagesordnung.