Deutscher Apothekertag

Live-Ticker: Warken präsentiert ihre Eckpunkte 16.09.2025 13:11 Uhr

Düsseldorf - 

Heute stellt Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) auf dem Deutschen Apothekertag die Eckpunkte einer Apothekenreform vor. Ob und welche Forderungen der Apothekerschaft sowie Punkte des Koalitionsvertrages darunter Honorarerhöhung, Umkehr des Skonti-Verbots und Bürokratieabbau umgesetzt werden, wird mit Spannung erwartet. Mehr dazu ab 13 Uhr im Live-Ticker. 

 

 

13:13 Uhr Abda-Präsident Thomas Preis blickt auf 75 Jahre Abda zurück

„Dass es einem Berufsverband gelingt, 75 Jahre Spitzenorganisation eines Berufsstandes zu sein, zeugt von Verlässlichkeit, starkem Zusammenhalt, kontinuierlicher Orientierung an der Zukunft und auch Mut zur Veränderung.„ Zudem sei es Zeichen des Engagaments von vielen Menschen, Kolleg:innen und den Persönlichkeiten der Abda-Spitze der letzten 75 Jahre.

Stimmungslage in Apotheken hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert, wie der Apothekenklimaindex zeigt – aber nicht im Vergleich der letzten zehn Jahre. Wirtschaftliche Situation ist und bleibt dramatisch unbefriedigend. Deshalb erleben wir eine nie dagewesene Schließungswelle. Etwa 20 Prozent der Apotheken verloren.

Das Apothekennetz wird dünner. Die Leidtragenden sind die Menschen. Die Wege zur nächsten Apotheken werden weiter.

Apotheken sind eine tragende Säule des Gesundheitssystems. Die Politik muss akzeptable wirtschaftlicher Rahmenbedingungen schaffen – auch und gerade in anspruchsvollen Zeiten.

Apotheken haben nachvollziehbare und berechtigte wirtschaftliche Forderungen und wollen mehr Verantwortung im Gesundheitswesen übernehmen. Prävention und Früherkennung sollen in den Apotheken gefördert und die Patientenbetreuung verbessert werden.

„Zusätzliche Leistungen können nur wirtschaftlich gestärkte Apotheken leisten.“

Hinweis auf Lieferengpässe und indiskutable Unzuverlässigkeit des E-Rezeptes – beides gefährde tagtäglich tausendfach die Versorgung und belaste die Apotheken durch erhebliche Mehrkosten und Umsatzausfälle. „Das kostet Geld, das uns nicht bezahlt wird.“

Appell an Warken: Wir müssen dringend die Lieferengpässe abbauen, bestenfalls beseitigen und das E-rezept dringend zuverlässiger machen. Totalretaxationen bei Formfehlern müssen verboten werden.

Gesetzes- und verordnungswidriges Verhalten der ausländischen Versender ist ein inakzeptabler Zustand. Die Rosinenpickerei behindere und gefährde den Versorgungsauftrag der Apotheke. Wer sich in unserem Land nicht an geltendes Recht halte, müsse von der Arzneimittelversorgung ausgeschlossen werden.

An Warken: „Sie können sich auf die Apotheken in Deutschland verlassen. Dazu stehen wir.“

Apotheken seien auf Eckpunkte gespannt. Der festgelegte Fahrplan laut Koalitionsvertrag müsse so schnell wie möglich umgesetzt werden.

13:37 Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU)

Zeichen der Wertschätzung, heute zum DAT gekommen zu sein.

„Ihre Stimme ist klar wahrnehmbar in der gesundheitspolitischen Landschaft.“ Abda in der Verantwortung, die Politik daran zu erinnern, was für die Apotheke zu tun ist. „Lassen Sie uns in den nächsten Jahren einen offenen Dialog führen.“

Der Dialog sei unverzichtbar. „Ich möchte etwas erreichen für die Apotheker:innen und mit Ihnen zusammen.“

Gesundheitspolitische Herausforderungen sind groß – Zahl der Apotheken ist rückläufig, besonders besorgniserregend in den ländlichen Regionen.

„Apotheken sind unverzichtbar in der Arzneimittelversorgung in unserem Land.“

„Wir brauchen gute Rahmenbedigungen in den Apotheken – vor allem im ländlichen Raum.“

Einigung auf detaillierte Maßnahmen – Ausbau von Prävention, erleichterter Austausch von Arzneimitteln, Erhöhung des Fixums, Umkehr des Skonti-Verbots. „Das alles steht im Koalitionsvertrag und betrachte das als meine Aufagbe, das umzusetzen.“

„Die Apothekenreform wird zu den ersten Gesetzen gehören, das wir im BMG auf den Weg bringen.“

Wichtig, dass Eckpunkte nicht über Medien kommuniziert werden.

Ziel: Vorhaben aus Koalitionsvertrag vollständig umzusetzen. Politik funktioniert nicht so, wie Rezept in der Apotehke. Politik findet nicht im Reinraum statt.

Wiedereinführung handelsüblicher Skonti
Verhandlungslösung für Dynamisierung mit Leitplanken
Signifikante Anhebung der Notdienstvergütung (Umverteilung aus NNF)
Teilnotdienste
Ausschluss Nullretax aus formalen Gründen

  • Erweiterung der Austauschmöglichkeiten, wenn Arzneimittel in der Apotheke nicht vorrätig sind
  • Apotheken sollen Öffnungszeiten selbst bestimmen können
  • Innerhalb eines Filialverbundes können Labore gebündelt werden
  • Versandhandel: Anforderung für Versand kühlpflichtiger Arzneimittel werden angepasst (Sanktionen)

Onlinehandel eindämmen ist auch europrechtlich schwierig

weiterer Schwerpunkt: Apothekerberuf als Heilberuf weiterentwickeln – Stellenwert der Apotheke stärken

  • Ausbau von Impfmöglichkeiten
  • verstärktes Angebot von Präventionsleistungen
  • pDL ausweiten und auf Direktabrechnung mit Krankenkassen umstellen
  • verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne Rezept abgeben, bei Bagatellerkrankungen und Chronikern
  • Ärzte sollen pDL verordnen können – Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern stärken
  • Weiterqualifizierung für PTA – mindestens zweijährig berufsbegleitend mit begrenzter Vertretungsbefugnis

Honorarerhöhung

Sie alle kennen die Haushaltslage.

„In diesem Jahr können wir die Anhebung des Fixums nicht umsetzen. Ich verspreche aber, dass wir die Erhöhung auf Wiedervorlage legen.“

Erst Strukturreform.

„Ihre Interessen sind berechtigt. Die Notwendigkeit für die Anhebung teile ich.“ Werden eine Umsetzung schnellstmöglich mit dem Finanzministerium angehen.

13:57 Diskussion

Warken: 9,50 Euro – summiert sich auf knapp eine Miliarde Euro, Finanzlage muss stabilisiert werden, dann ist Fixumserhöhung umsetzbar

Preis: 9,50 Euro waren als Soforthilfe angekündigt und sollten nachholen, was über Jahrzehnte verpasst wurde. Apotheken sparen den Kassen Jahr für Jahr mehrere Milliarden beispielsweise durch Rabattverträge

Warken: Kein Termin für Umsetzung der Honorarerhöhung

Preis: wenn pDL direkt abgerechnet werden, werden Retaxationen die Folge sein „Die Direktabrechnung ist nicht in unserem Interesse.“

Warken zu weiteren Leistungen: „Alle Zusatzleistungen, die Apotheken erbringen, müssen auch vergütet werden.“

Preis: Punkte sind Vertrauensbeweis in den Berufsstand, aber keine wirtschaftliche Stärkung.

Preis' negative Hitliste:

  1. ausgebliebene Fixumserhöhung
  2. zentralisierte Rezeptur im Filialverbund
  3. Weiterentwicklung des PTA-Berufes: begrüßen wir grundsätzlich, denn PTA sind unerlässlich für die Apotheke, aber PTA sind PTA und wollen gar keine Apotheken führen und haben auch gar nicht die Ausbildung dafür. „Arzneimittel sind ein hochgefährliches Produkt und da muss immer der Apotehker in der Apotheke sein.“

Weiterentwicklung der PTA: zeitweise Vertretung soll ermöglicht werden

Warken zu Weiterentwicklung der PTA: Ist nicht der Vorschlag von früher – es gibt einen engeren Rahmen und Weiterbildung ist Voraussetzung und soll nicht Regel, sondern Ausnahme sein. Stundenweise Vertretung sowie in größerem Umfang, wenn Vertretung nötig ist – auch im Urlaub.
Soll auch Apotheken im ländlichen Raum stärken.

Preis: Vertreung durch PTA im Rahmen eines kleinen Urlaubs geht gar nicht. „Da können so schlimme Dinge passieren. Das können wir nicht verantworten.“
Es gebe auch in der Ärzteschaft Regeln, es muss immer ein Arzt da sein.
Dann könnte ja eine PTA theoretisch auch eine Apotheke mit Zytostatikaherstellung leiten. Für Preis unvorstellbar.

Warken: Ende des Skonti-Verbots kommt als Sofortmaßnahme

Warken: Auflagen für Versandhandel seien unabdingbar. Rahmenbedigungen und Spielraum für Versandapotheken müssen eingeschränkt werden. Es brauche konkrete Vorgaben, sonst würden am Jahresende Gutscheine verschickt.

Verbot europarechtlich schwierig – werde das Thema aber nochmal in den Blick nehmen.

Ausschluss der Versender aus der Versorgung bei Rechtsbrüchen.