Liese bei Noweda: Angemessene Vergütung für Apotheken 29.08.2025 12:37 Uhr
Arzneimittellieferengpässe sind nicht nur ein Ärgernis, sie gefährden die flächendeckende Versorgung von Patientinnen und Patienten. Mit dem „Critical Medicines Act“ plant die EU gegenzusteuern. Bei einem Besuch in der Noweda-Niederlassung in Essen sprach EU-Abgeordneter Dr. Peter Liese mit dem Noweda-Vorstandschef Dr. Michael Kuck und Vertriebschef Udo Harneit auch über die Situation der Apotheken: Der Beruf müsse attraktiver gemacht werden, auch durch ein angemessenes Honorar.
„Für Apotheken ist die Medikamentenknappheit seit Jahren eine wachsende Herausforderung. Das ist für Patienten belastend und geht für Apothekerinnen und Apotheker mit massivem, unvergütetem Mehraufwand einher“, erklärte Kuck. Das Unternehmen warne bereits seit Jahren, dass sich Deutschland und Europa in einer gefährlichen Abhängigkeit von wenigen Produktionsstätten in Asien befinde. „Wir begrüßen, dass das Thema mittlerweile in der EU viel mehr Beachtung findet“, so Kuck.
Laut Liese war es der Fokus auf den Preis, der grundlegend für die Abhängigkeit war. „Die EU-Mitgliedstaaten haben bei der Beschaffung von wichtigen Arzneimitteln in den letzten Jahrzehnten nur noch auf den Preis geachtet. Dadurch sind wir extrem abhängig von Indien und China geworden.“ Dies könne sich nur ändern, wenn alle Mitgliedstaaten ein gleichgerichtetes Verhalten zeigten. „Nur wenn wir die Marktmacht von 450 Millionen Menschen nutzen, werden Firmen investieren und in Europa Medikamente herstellen“, erklärt Liese.
„Beruf muss attraktiver werden“
Zu einer funktionierenden Gesundheitsinfrastruktur gehöre außerdem zwingend die Erhöhung des Apothekenhonorars. Eine angemessene Vergütung sei für die Zukunft der Vor-Ort-Apotheken unerlässlich: „Die flächendeckende, dezentrale Struktur ist ein hohes Gut für die Menschen in Deutschland. Diese Errungenschaft müssen wir unbedingt schützen; dazu muss der Beruf attraktiver gemacht werden“, betonte Liese. Die Systemrelevanz der lokalen Apotheken zeige sich nicht zuletzt in Krisenzeiten: Bei Pandemien oder im Verteidigungsfall sei die niedrigschwellige, wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Apotheken unbezahlbar, waren sich Kuck und Liese einig.
Belieferungsanspruch
Der Noweda-Chef erklärte zudem, wie wichtig der Belieferungsanspruch des pharmazeutischen Großhandels gegenüber der Pharmaindustrie im EU-Pharmapaket ist. „Vor dem Hintergrund der Lieferengpässe appellieren wir dringend an die EU, den Belieferungsanspruch in das Pharmapaket aufzunehmen.“ Die vollversorgenden pharmazeutischen Großhandlungen seien gesetzlich verpflichtet, Apotheken bedarfsgerecht mit Arzneimitteln zu versorgen. Diesen gesetzlichen Sicherstellungsauftrag könnten sie nur mit einem Belieferungsanspruch erfüllen.
Einhaltung der Kühlkette
Im Rahmen einer Betriebsführung habe sich Liese zudem ein Bild von der Leistungsfähigkeit des Großhandels machen können, der eine bedarfsgerechte Belieferung von Apotheken mehrmals täglich innerhalb kürzester Zeit ermöglicht. Die Einhaltung der durchgängigen Kühlkette (GDP) sei dabei ebenfalls thematisiert worden. Hier brauche es dringend ein Level Playing Field im Wettbewerb mit den Industrieversendern aus den Niederlanden.