NRW-Gesundheitsminister gibt Entwarnung

Laumann: Bekommen Engpässe in den Griff Alexander Müller, 11.05.2023 11:31 Uhr

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) glaubt, dass die Lieferengpässe bei Medikamenten bald überwunden sind. Foto: Land NRW/Ralph Sondermann
Berlin - 

Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sieht bei den Lieferengpässen eine allmähliche Entspannung. Er habe vom Großhandel die Rückmeldung, dieser sei in der Lage, die knappen Medikamente auf den Weltmärkten zu besorgen. „Ich glaube, dass wir die Engpässe damit ein bisschen in den Griff bekommen“, sagte Laumann bei der Veranstaltung „Ärzte IN“ der Rheinischen Post (RP).

Laut RP-Bericht warnte Laumann jedoch davor, dass der Antibiotikamangel weltweit vorherrsche. Man müsse wieder mehr Pharmaproduktion nach Europa holen, forderte er.

Unterstützung bekam Laumann in diesem Punkt von KBV-Chef Andreas Gassen: „Früher war Deutschland mal die Apotheke Europas, jetzt hängen wir hinten dran.“ Er kritisierte, dass drei Werke in Indien für die weltweite Produktion von Diabetesmedikamenten zuständig seien. „Globalisierung, so schön sich das auch anhört, bedeutet auch: Wenn es klemmt, klemmt es überall.“ Dass derzeit Antibiotikasäfte für Kinder nicht zu bekommen seien, bezeichnete Gassen laut RP als einen Offenbarungseid und forderte eine Rückverlagerung nach Europa.

Laumann warnte jedoch vor überzogenen Erwartungen. „Ehe wir in nennenswertem Umfang wieder hier produzieren könne, sind wir alle fünf Jahre älter“, so der Minister. Zurückhaltend bewerteten beide eine staatliche Notreserve. „Wenn man über Bevorratung nachdenkt, muss man schauen, wo man das macht“, sagte der Minister. Er riet dazu, dies nicht dem Staat zu überlassen. „Wir sind keine Logistiker.“ Stattdessen könne man das im Regelsystem, also beim Handel, ansiedeln und über eine staatliche Vorfinanzierung nachdenken.

In der Gesprächsrunde ging es auch um die Digitalisierung des Gesundheitswesens, die Gassen als „im Wesentlichen dysfunktional“ beschrieb. „Wir würden uns bei der Digitalisierung einen Neustart wünschen“, so der KBV-Chef.

Beide waren sich einig, dass es sich bei der telefonischen Krankschreibung um eine Ausnahme gehandelt habe. „Bei Corona war das zu verantworten, aber generell finde ich schon: Wenn man ein Attest haben will, das auch eine materielle Seite hat, ist es richtig, in eine Hausarztpraxis zu gehen“, so der Minister laut RP.