Rx-Versandverbot

Kein Deal mit der ABDA Lothar Klein, 28.03.2017 15:18 Uhr

Berlin - 

Sollte sich der morgige Koalitionsgipfel gegen das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vorgeschlagene Rx-Versandverbot aussprechen, will sich Fritz Becker nicht auf einen faulen Kompromiss einlassen. „Dann lassen wir den Status quo bestehen“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV) bei einer Diskussionsrunde des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH). Zuvor hatte DAK-Chef Andreas Storm die ABDA aufgefordert, den Weg für eine Zwischenlösung freizumachen.

Nach Ansicht von Storm stehen die Chancen schlecht, dass sich morgen Kanzlerin Angela Merkel (CDU), CSU-Chef Horst Seehofer und SPD-Chef Martin Schulz auf das Rx-Versandverbot einigen: „Wenn drei Ministerien Nein sagten, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass die Koalitionsrunde Gröhes Gesetzentwurf auf die Reise schickt“, so der frühere CDU-Gesundheitspolitiker.

Er appellierte an die ABDA, den Weg für einen Kompromiss freizumachen. Man sei sich doch einig, dass nach der Bundestagswahl das Apothekenhonorar reformiert werde. „Lassen sie uns doch bis dahin eine Übergangsregelung vereinbaren“, schlug Storm vor. Wenn die Apotheker davon überzeugt seien, dass das EuGH-Urteil einer nationalen Regelung bedürfe, „dann lassen sie uns doch über eine vernünftige Lösung reden“, sagte Storm. Der DAK-Chef war 2003 für die CDU an den Verhandlungen über die Einführung des Rx-Versandverbotes beteiligt.

Becker lehnte kurzfristige Lösungen ab. Allerdings will auch er das Apothekenhonorar reformieren: „Wir müssen die Arzneimittelpreisverordnung umbauen. Das werden wir auch tun“, stimmte er Storm zu. Dabei könne man aber nicht einfach „den Hebel umlegen“. „Das ist ein langsamer Prozess“, sagte Becker. Dabei werde es auch Übergangsregelungen geben müssen.

Zuvor hatte Storm vorgeschlagen, die Beratungsleistung der Apotheker und die Qualität der Arzneimittelversorgung besser zu honorieren. Storm: „Wir brauchen Veränderungen beim Apothekenhonorar. Wir müssen weg kommen von der Menge der Arzneimittelpackungen.“ Ähnlich wie bei den Krankenhäusern könne man zur Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung dann zusätzlich einen „Sicherstellungszuschlag“ bezahlen.

Für die deutschen Versandapotheken forderte BVDVA-Chef Christian Buse die ABDA auf, sich „einer Lösung nicht in den Weg zu stellen“. Die Szenarien vom Apothekensterben seien doch nicht glaubwürdig. „Wenn jemand wegen eines Bonus von einem Euro seine Arzneimittel im Internet bestellt, dann muss ich doch mein Geschäftsmodell überdenken.“ Buse wiederholte den Vorschlag des BVDVA, den Zuschuss zum Nacht- und Notdienstfonds um 16 Cent zu verdoppeln. „Das wäre für die Apotheken auf dem Land einen echte Strukturkomponente.“

Wie Buse sieht auch Storm auch keinen Grund für Horrorszenarien. Laut einer von der DAK in Auftrag gegebenen Forsa-Studie beträgt das Potenzial des Rx-Versandhandels maximal 2 bis 4 Prozent. In einer Umfrage hätten nur 2 Prozent der Befragten angegeben, zukünftig Rx-Arzneimittel im Internet bestellen zu wollen. 9 Prozent gaben an, sich das vorstellen zu können. Storm: „Das Potenzial ist begrenzt“.

Anders als Storm stellte sich der BAH-Vorsitzende Jörg Wieczorek als Gastgeber hinter die Apotheker: „20 bis 30 Prozent der Apotheken überleben einen Preiswettbewerb nicht.“ Die Folgekosten für die Arzneimittelversorgung seien nicht abschätzbar. „Ich lasse mir das Arzneimittel lieber vom Apotheker in die Hand geben als vom Postboten“, so Wieczorek.

Der BAH werde „bis zur letzten Sekunde“ an der Seite der ABDA für das Rx-Versandverbot kämpfen: „Auch ein Fußballspiel dauert schon mal 93 Minuten“, warnte der BAH-Chef davor, allzu früh aufzugeben.

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