Rabattverträge

KKH: Überreizt und unterboten APOTHEKE ADHOC, 03.08.2015 14:59 Uhr

Berlin - 

Seit 1. Juli gelten neue Rabattverträge der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH). Neun Wirkstoffe waren exklusiv ausgeschrieben worden, für 37 weitere Lose hatte die Kasse mehrere Rabattpartner gesucht. Doch bei 19 Losen konnten keine drei Verträge geschlossen werden – weil sich keine Interessenten fanden oder weil die Gewinner zu niedrig geboten hatten. Für Pregabalin läuft derzeit noch ein Nachprüfungsverfahren.

Wie allgemein üblich, hatte die KKH bei der Ausschreibung die Hersteller gegeneinander angesetzt: Wenn das jeweils nächstbeste Angebot mehr als 20 Prozent vom vorherigen abwich, musste die Kasse keinen Zuschlag erteilen. Bei einigen umkämpften Wirkstoffen sind die Hersteller in die Vollen gegangen: Bei Ranitidin stachen Basics und Hexal die Konkurrenz aus, bei Multienzymen legte Berlin-Chemie ein Angebot vor, bei dem kein Mitbewerber mithalten konnte.

Elpen blieb bei Cilostazol alleine, Aliud bei Eplerenon, Ibandronsäure sowie Atenolol/Chlortalidon. Bei Bicalutamid konnten zwei Zuschläge an Zentiva/Sanofi sowie Bluefish erteilt werden, bei Rivastigmin an Zentiva/Sanofi und Betapharm.

Bei Lamivudin, Tacrolimus und Buprenorphin gab es neben AbZ/Ratiopharm/Teva, Cellpharm beziehungsweise Grünenthal jeweils nur einen weiteren Bieter, der wegen des Preisabstands nicht zum Zuge kam.

Für andere Wirkstoffe fanden sich dagegen nicht genügend Interessenten: Für die exklusiv ausgeschriebenen Lose Ramipril/Amlodipin und Fosfomycin konnte gar kein Zuschlag erteilt werden. Bei Norethisteron/Estrogen bleibt Dr. Kade alleine, keine Konkurrenz gibt es auch bei Trospium für Rottapharm/Madaus und bei Sultamicillin für Pfizer. Ribavirin interessierte nur die Teva-Gruppe, Ciclosporin nur Dexcel. Flupirtin teilen sich Zentiva/Sanofi und Meda.

Bei Pregabalin läuft noch das Nachprüfungsverfahren. Zwar gibt es bereits zahlreiche Generika auf dem Markt. Diese sind jedoch nur zur Behandlung von Epilepsie und generalisierter Angststörung zugelassen. Das Original Lyrica von Pfizer hat mit neuropathischen Schmerzen eine dritte Indikation. Weil die KKH den Wirkstoff allgemein ausgeschrieben hat, wird nun über den Zuschlag gestritten.

Im vergangenen Jahr haben die Krankenkassen nach Angaben von IMS Health 3,15 Milliarden Euro mit Rabattverträgen eingespart. Bei Patentausläufen gibt es immer wieder Streitigkeiten; der Branchenverband Pro Generika fordert eine Schonfrist, damit sich Generika überhaupt am Markt etablieren können.