Kassenabschlag

Kassen: Becker hat Apotheker geschwächt Benjamin Rohrer, 16.10.2012 14:27 Uhr

Misslungene Kommunikation: Aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes hat DAV-Chef Fritz Becker die Verhandlungsposition der Apotheker geschwächt. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

DAV-Chef Fritz Becker hat den Deutschen Apothekertag (DAT) genutzt, um klar zu stellen, dass er über die Ausgangsbasis von 1,75 Euro nicht lange verhandeln wird.

Aus Sicht der Kassen hat sich Becker mit dieser Offensive viele Wege im

Vorhinein versperrt: „Leider hat DAV-Chef Fritz Becker mit seinen

Aussagen zum DAT den Spielraum für diese Verhandlungen sehr

eingeschränkt und bereits mit der Schiedsstelle gedroht“, so eine

Verbandssprecherin.

Für den morgigen Mittwoch sind die ersten Verhandlungsgespräche zwischen dem GKV-Spitzenverband und der ABDA angesetzt: Für die Apotheker geht eine „Verhandlungskommission“ ins Rennen, um zunächst über die Verhandlungsbasis zu sprechen.

Becker hatte die Kassen in seiner Eröffnungsrede zur Expopharm angegriffen: „Für den Fall, dass der GKV-Spitzenverband den Ausgangswert für die Verhandlungen anders sehen sollte, wird es nicht viel zu verhandeln geben.“

Der DAV-Chef hatte zudem mehrfach klar gestellt, dass die Apotheker in Sachen Verhandlungsbasis zu keinem Kompromiss bereit seien – schließlich habe ihnen die Politik den Betrag 1,75 Euro bestätigt. Außerdem hatte Becker erklärt, was er sich von den Verhandlungen zum Kassenabschlag erwartet: 300 Millionen Euro, das entspricht 50 Cent pro Packung.

Bei den Verhandlungen zum Kassenabschlag soll laut Becker aber die wirtschaftliche Entwicklung künftig keine Rolle mehr spielen, sondern vor allem greifbare Größen wie die Packungszahlen. Die Kostensituation soll über die regelmäßige Anpassung des Fixzuschlags durch die Politik ausgeglichen werden, sodass auch die private Krankenversicherung beteiligt würde.

Dass künftig nicht mehr über die Einkommenslage der Apotheken verhandelt wird, hätten auch die Kassen gerne. Doch dazu wäre eine gesetzliche Neuregelung notwendig. In der Debatte um die Erhöhung des Fixhonorars hatte der GKV-Spitzenverband außerdem immer wieder die Notwendigkeit einer Anpassung hinterfragt – die Apotheker hätten schließlich nie belastbare Daten vorgelegt.

Was die Gespräche zum Abschlag im kommenden Jahr betrifft, fordert der Kassenverband die Apotheker auf, verlässliche Statistiken vorzulegen: „Die Position des GKV-Spitzenverbandes, dass die Apotheker ihre Forderungen mit Daten zu Einnahmen und Kosten der Apotheken so wie das Gesetz es vorsieht, belegen müssen, bleibt bestehen“, so eine Sprecherin. Trotzdem erwarte der Verband „zielführende Verhandlungen auf der Basis des Gesetzes“.