KARL-Kostenprognose versagt im Realitätscheck 20.08.2025 14:16 Uhr
Die Umsetzung der Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) macht den Pharmaverbänden weiter zu schaffen. Pharma Deutschland kritisierte bereits die unzureichende Datenbasis und Folgenabschätzung. Nun folgt ein neuer Realitätscheck zu den Kosten des nationalen Ausbaus der vierten Reinigungsstufe. Demnach wird das Vorhaben teurer als erwartet.
Der Realitätscheck beruft sich auf die Kostenprognosen des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) und Daten von 22 realisierten oder geplanten Klärwerksprojekten unterschiedlicher Größe aus Baden-Württemberg. Hier sind bereits einige Vorreiterprojekte mit vierter Reinigungsstufe an den Start gegangen oder deren Ausbau hat begonnen.
Die Kosten für den deutschlandweiten Klärwerksausbau seien demnach deutlich höher sind als bisher vom VKU prognostiziert. KARL beruhe somit auf falschen Annahmen, so Pharma Deutschland. Angesetzt seien in den Prognosen zwischen 0,40 und 2,60 Euro pro Kubikmeter Abwasser. Realistisch müssten aber 0,87 bis 5,76 Euro pro Kubikmeter Abwasser angesetzt werden. Während die Prognose also für die 22 betrachteten Klärwerke zusammen 125,6 Millionen Euro veranschlagt, seien real bis zu 341,4 Millionen Euro zu erwarten.
„Die Klärwerke aus Baden-Württemberg sind ein weiteres Beispiel dafür, dass die Zahlen des VKU keine belastbare Basis sind, um die zukünftigen Ausbaukosten der vierten Reinigungsstufe für Deutschland realistisch einschätzen zu können“, betont Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender von Pharma Deutschland. „Das Fehlen verlässlicher Kostenprognosen unterstreicht die Notwendigkeit, die Umsetzung der erweiterten Herstellerverantwortung vorerst auszusetzen, bis die finanziellen Rahmenbedingungen geklärt worden sind und eine seriöse Folgenabschätzung für die Arzneimittelversorgung in Deutschland vorliegt.“
Neben der Studie der Kommission zu den Kosten und Auswirkungen der erweiterten Herstellerverantwortung müsse es daher auch zeitnah eine nachvollziehbare und realistische Kostenprognose für Deutschland geben, fordert Wieczorek. „Hier könnte sich der VKU, im Sinne der Planungssicherheit, ein Beispiel an der Europäischen Kommission nehmen und seine Kostenprognosen noch einmal gründlich überprüfen”, so Wieczorek weiter.