Kaputtgesparte Versorgung: Fördergelder als letzter Ausweg 01.09.2025 13:19 Uhr
Wenn man bestehende Strukturen vernachlässigt, könnten irgendwann Fördergelder nötig werden, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. Ein aktuelles Beispiel aus der Kinderarztversorgung zeigt, wie es möglicherweise auch für die Apotheken enden könnte: Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) hat die Städte Luckenwalde und Jüterbog im Landkreis Teltow-Fläming als zusätzliche Förderregion für die kinderärztliche Versorgung festgelegt. Kinderärztinnen und Kinderärzte, die dort ambulant tätig sind, könnten demnach einen Zuschuss von bis zu 55.000 Euro erhalten.
Hintergrund für die Aktion sei die „absehbare Verschlechterung der Versorgungssituation“, erklärt die KVBB. Bis Ende 2025 würden hier mehrere kinderärztliche Praxissitze in den Klinik-MVZ in beiden Städten wegfallen. Ab Januar 2026 stehe damit nur noch eine Kinderärztin in Luckenwalde für die gesamte Region zur Verfügung. Das nächstgelegene pädiatrische Angebot befinde sich dann rund 20 Kilometer entfernt in Trebbin.
„Unser Ziel ist, Anreize für die Niederlassung kinderärztlicher Kolleginnen und Kollegen oder die Nachbesetzung freiwerdender Sitze zu schaffen und die Versorgung in der Region nachhaltig abzusichern“, erläutert Dr. Stefan Roßbach-Kurschat, stellvertretender Vorsitzender der KVBB. Gerade die pädiatrische Versorgung müsse für Familien wohnortnah gesichert sein – dafür wolle die Kassenärztliche Vereinigung mit dieser Entscheidung ein Signal setzen.
Hausarzt-Kampagne in Sachsen
Auch Hausärztinnen und Hausärzte werden bundesweit verstärkt gesucht – besonders im ländlichen Raum. Gründe seien unter anderem das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung sowie eine immer älter werdende Ärzteschaft, erklärt die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KV Sachsen). Um dem drohenden Ärztemangel gezielt entgegenzusteuern, setzt die KV im Freistaat die im vergangenen Herbst gestartete Kampagne unter dem Motto „Praxen für Sachsen!“ fort.
„Die hausärztliche Versorgung ist das Rückgrat unseres Gesundheitswesens – gerade in den ländlichen Regionen Sachsens. Angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung – sowohl bei den Patientinnen und Patienten als auch bei unseren Ärztinnen und Ärzten – stehen wir vor der großen Aufgabe, junge Medizinerinnen und Mediziner als Praxisnachfolger oder Gründer zu gewinnen. Die gezielte Kampagne soll uns dabei helfen. Nur gemeinsam mit den Hausarztpraxen auf dem Land können wir die wohnortnahe Versorgung auch künftig sichern“, so Dr. Stefan Windau, Vorstandsvorsitzender der KV Sachsen.
Neben den Vorteilen der eigenen Niederlassung durch selbstbestimmte Arbeit will die KV Sachsen in der Kampagne auf finanzielle Fördermöglichkeiten bei Praxisübernahmen und -gründungen hinweisen. Diese Unterstützungsangebote ermöglichten einen risikoarmen Einstieg in die freiberufliche Tätigkeit. „Niedergelassene Ärzte leisten einen wesentlichen Beitrag zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung und können diese zudem auch aktiv mitgestalten“, so die KV Sachsen.
Ab September sollen die fünf Kampagnenmotive aus vergangenem Herbst zusätzlich über die eigenen Kanäle der KV Sachsen sowie Print- und Digitalmedien, einschließlich Social Media, verbreitet werden. Neu hinzukommen sollen zudem drei Videos, in denen sächsische Ärztinnen und Ärzte von erfolgreichen Praxisgründungen berichten und einen authentischen Einblick in den Praxisalltag geben.
Kein Ausbau des Weiterbildungsangebots
Eigentlich heißt es im Koalitionsantrag „Wir ermöglichen, dass mehr Ärztinnen und Ärzte ihre Weiterbildung in der Allgemeinmedizin in einer Arztpraxis absolvieren können (zwei pro Weiterbilder) und bauen die Kapazitäten der Weiterbildungsstellen für Kinderärztinnen und Kinderärzte aus.“ Laut der Ärzte Zeitung soll Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) in einem Schreiben an die Hamburger Gesundheitssenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) erklärt haben, dass sie den Ausbau der Weiterbildung aktuell nicht in Aussicht stellen könne.