Kabinett beschließt höheren Mindestlohn 29.10.2025 13:32 Uhr
Heute hat das Kabinett die Verordnung von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) zur Anpassung des Mindestlohns beschlossen. In zwei Schritten soll der Mindestlohn auf 14,60 Euro pro Stunde steigen – eine Erhöhung von insgesamt 13,88 Prozent.
„Der Mindestlohn ist eine Erfolgsgeschichte für Millionen hart arbeitende Menschen in Deutschland. Die heutige Entscheidung stellt sicher, dass der hart errungene Kompromiss der Mindestlohnkommission nun verbindlich wird“, so die Ministerin. Mit der zweistufigen Anhebung würden Millionen Beschäftigte spürbar mehr für ihre Arbeit erhalten – und die Unternehmen könnten die steigenden Kosten verantwortungsvoll über zwei Jahre verteilen.
„Das ist ein wichtiger Schritt für mehr Gerechtigkeit und Anerkennung derer, die unser Land Tag für Tag am Laufen halten. Insgesamt bedeutet das eine Anhebung des Mindestlohns um fast 14 Prozent – die größte sozialpartnerschaftlich beschlossene Lohnerhöhung seit Einführung des Mindestlohns“, betont Bas.
Die erste Erhöhung findet zum Jahreswechsel statt: Ab dem 1. Januar 2026 steigt der Mindestlohn um 8,42 Prozent auf 13,90 Euro die Stunde. Ein Jahr später, zum 1. Januar 2027, soll der Lohn um weitere 5,04 Prozent auf 14,60 Euro angehoben werden.
„Entlastung in ferner Zukunft“
Kritik kommt aus der Opposition. „Zwar wird sich die SPD für die formal kräftigste Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns seit seiner Einführung vor zehn Jahren feiern, dafür gibt es aber überhaupt keine Veranlassung“, kommentiert Sören Pellmann, Vorsitzender der Fraktion Die Linke im Bundestag. Kritisch sieht der Linken-Politiker insbesondere den Zeitplan, denn die zweite Erhöhung soll erst 2027 stattfinden. „Eine echte Entlastung für die von der Inflation gebeutelten Menschen wird also in die ferne Zukunft verschoben.“ Vor allem mit Blick auf die wieder anziehende Teuerungsrate brauche es aber gerade jetzt spürbare Lohnsteigerungen. Die Preise seien seit 2015 um 26 Prozent gestiegen, erklärt Pellmann.
Auch die konstant wachsende Zahl von Menschen, die trotz lebenslanger Arbeit eine Armutsrente erhalten, werde sich aufgrund des unzureichenden Beschlusses weiter erhöhen. „Arme Rentner:innen, die im Müll nach Pfandflaschen suchen oder nie in Rente gehen werden, sondern arbeiten bis zum Tod, werden so der neue ‘Normalzustand’“, warnt er.
„Und wenn sich diese Koalition schon nicht von sozialpolitischen Erwägungen leiten lässt, warum dann auch nicht von wirtschafts- und konjunkturpolitischen: denn jeder weitere Cent durch einen höheren Mindestlohn wird sofort in den Wirtschaftskreislauf gebracht.“
6,6 Millionen Jobs betroffen
Laut einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) auf Basis der Verdiensterhebung vom April 2024 wären von der geplanten Erhöhung zum 1. Januar 2026 deutschlandweit bis zu 6,6 Millionen Jobs betroffen. Jedes sechste Beschäftigungsverhältnis läge demnach rechnerisch unterhalb eines Mindestlohns von 13,90 Euro.