Umfrage Bertelsmann Stiftung

Jeder vierte Hausarzt will früher aufhören 11.06.2025 08:07 Uhr

Berlin - 

Das Versorgungsnetz mit Hausärzt:innen hat jetzt schon Lücken. In den nächsten fünf Jahren könnte es noch heftiger werden. Die Bertelsmann Stiftung hat die Mediziner:innen befragt und gibt Lösungsvorschläge.

Im Versorgungsnetz der Hausärzte werden sich in den kommenden Jahren noch größere Lücken auftun. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter den bundesweit knapp 56.000 Hausärztinnen und -ärzten im Auftrag der Bertelsmann Stiftung und der Uni Marburg. Laut den Antworten der knapp 3.700 Teilnehmer, plant ein Viertel der Befragten seine Arbeit in den nächsten fünf Jahren aufzugeben.

Wer den Job weitermacht, will eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit um im Schnitt zwei Stunden umsetzen. Laut Bertelsmann Stiftung sind bereits heute mehr als 5.000 Hausarztsitze nicht besetzt. Da der Ärztenachwuchs die Lücke nicht füllen kann, wird sich demnach die Zahl der fehlenden Hausärzte- und -ärztinnen in den nächsten fünf Jahren verdoppeln.

Nach Überzeugung der Stiftung muss diese Entwicklung aber nicht automatisch zu Einbußen bei der Versorgung führen. Wichtig werde sein, wie viel Zeit dem Hausarzt und der Hausärztin effektiv für die Arbeit am Patienten zur Verfügung steht. Hier gelte es, bislang ungenutzte Potenziale zu heben, sagte Uwe Schwenk von der Bertelsmann Stiftung.

Arbeitsabläufe digitalisieren

Die Befragten nutzen laut ihren Antworten rund 80 Prozent ihrer Arbeitszeit für Sprechstunden und Hausbesuche. Der Rest wird ihren Angaben zufolge für Verwaltungsaufgaben und Fortbildungen eingesetzt. Um die Praxen zu entlasten, müssten die Terminvergabe, der Befundaustausch, Diagnostik und Behandlungsabläufe stärker digitalisiert werden, schlägt die Bertelsmann Stiftung vor.

Allerdings berichtet jeder Vierte der Befragten, dass Software-Probleme die Arbeit in der Praxis mehrmals am Tag beeinträchtigen. 70 Prozent gaben an, ein großes zeitliches Einsparpotenzial bei der Übertragung bestimmter Aufgaben an nichtärztliche Berufsgruppen wie medizinische Fachangestellte oder Pflegekräfte zu sehen.