Innovationsfonds

TK räumt bei Hecken ab APOTHEKE ADHOC, 18.11.2016 12:48 Uhr

Berlin - 

Die Techniker Krankenkasse (TK) hat vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) Förderzusagen für 15 Projekte aus dem Bereich Versorgung erhalten. Damit wird mehr als jedes zweite durch die TK eingereichte Konzept finanziell unterstützt. Das Fördervolumen beträgt insgesamt 120 Millionen Euro. Damit hat Deutschlands größte Krankenkasse mehr als der Hälfte der Mittel aus dem Innovationsfonds in der ersten Vergaberunde eingesackt.

Insgesamt hat der Innovationsfonds unter Leitung von G-BA-Chef Josef Hecken am 21. Oktober Fördermittel im Wert von 225 Millionen Euro für die Erprobung neuer Versorgungskonzepte vergeben; weitere 75 Millionen fließen in die Versorgungsforschung. Noch ist nicht komplett bekannt, welche Projekte einen Zuschlag erhalten haben; Details sollen nach und nach vom Innovationsfonds bekannt gemacht werden. Insgesamt wurden schließlich Gelder in Höhe von 880 Millionen Euro beantragt. Für die Gewinner galt eine 14-tägige Annahmefrist, die jetzt ausgelaufen ist. Die Projekte, die keinen Zuschlag erhalten haben, werden in diesen Tagen ebenfalls vom Innovationsausschuss informiert.

Vier der 15 geförderten Projekte verantwortet die TK nach eigenen Angaben als Konsortialführerin. Aus dem Arzneimittelbereich will das Projekt VERO die Versorgungsqualität und Versorgungseffizienz in der Indikation rheumatoide Arthritis durch eine gezielte Förderung der Arzneimitteltherapie verbessern. Als Konsortialpartner sind dabei der Berufsverband Deutscher Rheumatologen, das Universitätsklinikum Erlangen, die Universität Hamburg mit dem Center for Health Economics sowie die mhplus Betriebskrankenkasse an Bord. Die TK kooperiert hier mit 13 weiteren Krankenkassen.

VERO ist ein Versorgungsmodell, das auf Basis des bestehenden TK-Rheumavertrags mit dem BDRh die Versorgungssituation optimieren soll. Der bundesweite Rheumavertrag besteht seit über zwei Jahren. Mittlerweile nehmen rund 50 Krankenkassen teil; damit können etwa 40 Prozent der gesetzlich Versicherten von den Vorteilen profitieren. Ein intuitives Ampelschema unterstützt die derzeit 120 am Vertrag teilnehmenden Ärzte bei der Auswahl wirtschaftlicher Biologika: Wenn sie die vorgegebene Quote einhalten, erhalten sie eine zusätzliche Vergütung. Die Therapiefreiheit des Arztes bleibt laut Projektbeschreibung trotzdem voll erhalten, da die Quote über die Gesamtheit der am Vertrag beteiligten Ärzte berechnet wird. Somit lässt sie Spielraum für die individuelle Verordnungsentscheidung.

Einen Zuschlag erhielt auch das NetzWerk LebenPlus (NWLP). Es hat sich zum Ziel gesetzt, ältere Menschen in ihrer Selbstständigkeit zu fördern, um so den Eintritt von Pflegebedürftigkeit zu vermeiden beziehungsweise zu verzögern. Konsortialpartner der TK sind die Barmer GEK, DAK Gesundheit, die Knappschaft Bahn-See, Albertinen-Krankenhaus/Albertinen-Haus, Johanniter-Unfall-Hilfe, Cibek technology + trading, die Universität Bielefeld sowie die Forschungsabteilung für Klinische Geriatrie am Albertinen-Haus, Universität Hamburg.

Bei TransFIT steht die Frühintervention zur Vorbereitung und Begleitung des Transitionsprozesses aus der Kinder- und Jugendmedizin in die Erwachsenenmedizin im Fokus. Die DRK Kliniken Berlin-Westend sowie der Berufsverband der Kinder-und Jugendärzte (BVKJ) über seine Tochterfirma BVKJ Service treten dabei als Konsortialpartner der TK auf.

Ein Förderprojekt, das die TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern erfolgreich eingereicht hat, ist die telemedizinische Versorgung im Bereich Dermatologie im strukturschwachen Raum des Bundeslandes: Mithilfe einer App sollen Veränderungen der Haut abgebildet werden. Konsortialpartner sind die Klinik für Poliklinik und Hautkrankheiten der Universitätsmedizin Greifswald (UMG), die Informations- und Kommunikationsgesellschaft Neubrandenburg und das Institut für angewandte Versorgungsforschung. Die Daten der App werden an die Dermatologie der UMG oder an kooperierende niedergelassene Dermatologen weitergeleitet.

Auch andere Kassen vermelden einen Zuschläge: Das Programm „BGM-innovativ“ der Betriebskrankenkassen erhält in den kommenden vier Jahren eine Förderung aus dem Innovationsfonds. Mit dem Programm sollen die Angebote im betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) in den Bereichen Prävention, Rehabilitation und betriebliche Wiedereingliederung ausgebaut werden.

15 Betriebskrankenkassen werden „BGM-innovativ“ in ihren traditionellen Trägerbetrieben durchführen. Einbezogen sind 22 Betriebsstandorte, an denen die BKKen Beschäftigte in ganz unterschiedlichen Branchen und Arbeitsplätzen versichern – von industriellen Produktionsstätten bis hin zu Dienstleistungsunternehmen. Insgesamt sollen etwa 1500 Versicherte am Projekt teilnehmen, dessen Projektleitung der BKK Dachverband übernimmt.

In enger Zusammenarbeit von Fallmanagern und Betriebsärzten wollen die BKKen damit die optimale arbeitsplatzbezogene und individuell zugeschnittene Versorgung einleiten. „Außerdem handeln wir sozialversicherungsübergreifend in intensiver Kooperation mit den Rentenversicherungsträgern. Dies ermöglicht eine zügige Inanspruchnahme der notwendigen Rehabilitationsmaßnahmen", so Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes. Ende 2020 sollen die Evaluationsergebnisse vorliegen. Das Förderbudget beträgt laut BKK Dachverband 3,7 Millionen Euro.

Auch die Projekte „Strukturmigration im Mittelbereich Templin (StimMT)“ (AOK Nordost), „Rheuma-VOR“ (Regionales Kooperatives Rheumazentrum Niedersachsen) erhielten Zuschläge. Gelder werden außerdem für ein Projekt des Zentrums für interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZIS) am Klinikum rechts der Isar und für die Evaluation des Selektivvertrags „Gesundes Kinzigtal“ zur Verfügung gestellt.

Mit gleich drei Projekten hat der Innovationsfonds Hamburg bedacht: Aus dem Fördertopf fließen so insgesamt 22 Millionen Euro in die Hansestadt – rund 10 Prozent des Gesamtvolumens. Es geht um bessere Angebote für sozial schwache Stadtteile, um ältere und pflegebedürftige Menschen und um psychisch Erkrankte.

Leer ausgegangen sind dagegen zwei Pilotprojekte zum E-Rezept: Mit ihrem Projekt „eRx“ hatten sich Zur Rose, der Kassendienstleister GWQ und der Deutsche Hausärzteverband (HÄV) als Konsortialführer um 24 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds beworben. Die Bayerische Telemed Allianz (BTA) aus Ärzten und Apothekern wollte rund 10 Millionen Euro haben.