Apothekenbesuch

Henrichmann (CDU): Arzneimittel nicht online kaufen APOTHEKE ADHOC, 21.12.2017 12:21 Uhr

Berlin - 

Besuch aus der Politik in der Laurentius-Apotheke in Coesfeld: Der jüngst in den Bundestag gewählte Abgeordnete Marc Henrichmann war zu Gast bei Dr. Stephan Barrmeyer, um einen Blick hinter die Kulissen einer öffentlichen Apotheke zu werfen. Der 41-jährige CDU-Politiker unterstrich die hohe Bedeutung der örtlichen Apotheken für die Versorgungssicherheit im ländlichen Raum: „Dieses System gilt es zu schützen.“

„Die Apotheke dient als Sicherheitsbarriere für die Arzneimitteleinnahme. Das Fachpersonal klärt die Patienten vertrauensvoll über die benötigten Arzneimittel auf – ob verschreibungspflichtig oder nicht – und beantwortet Fragen im persönlichen Gespräch. Kein Patient erhält ein Medikament ohne pharmazeutische Beratung“, erklärte Stephan Barrmeyer, Sprecher der Apothekerschaft im Kreis Coesfeld. Worauf geachtet werden muss, wenn ein Medikament abgegeben wird, zeigte der Apotheker anhand eines Beispielrezepts: Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssten in Betracht gezogen werden.

„Da ist das persönliche Gespräch besonders wichtig“, verdeutlichte der Apotheker weiter. Sei ein Medikament abgegeben, folge die Abrechnung mit der Krankenkasse. „Das unterliegt einem hohen bürokratischem Aufwand, kleinere schriftliche Fehler führen da häufig zu Unstimmigkeiten zwischen dem Arzt, der Krankenversicherung und der Apotheke“, erläuterte Barrmeyer. Henrichmann will Möglichkeiten prüfen, um den Vorgang unbürokratischer zu gestalten.

Durch ein ausgeprägtes Logistiknetz, das die Apotheke dreimal täglich beliefere, sei nahezu jedes Arzneimittel innerhalb weniger Stunden vor Ort – oder per Botendienst beim Patienten zu Hause, so Barrmeyer. Aber auch individuelle Rezepturen würden in jeder Apotheke vor Ort angefertigt. „Für Kinder, aber auch für andere Patienten fertigen wir häufig selbst passende Rezepturen an. Erst kürzlich haben wir farblich unterschiedliche Kapseln für ein Kleinkind hergestellt. So wusste die Mutter, welche Kapsel zu welcher Tageszeit eingenommen werden muss.“ Wie eine Kapselherstellung im Labor funktioniert und wie aufwendig die Protokollierung dazu ist, zeigte Apothekerin Sabine Barrmeyer dem Bundestagsabgeordneten.

Intensiv besprochen wurde darüber hinaus über die Freigabe von Rx-Boni für ausländische Versender durch das EuGH-Urteil vom Oktober 2016. „Das ist kein fairer Wettbewerb“, bezog Barrmeyer Stellung. „Gerade kleinere Apotheken können dem Preisdruck nicht standhalten. Die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln ist gefährdet.“ Die Arzneimittelpreisverordnung sorge dafür, dass aus Krankheit kein Profit geschlagen werden könne.

Henrichmann ist überzeugt: „Wir müssen die Versorgung in den ländlichen Regionen sichern, insbesondere die kleineren Apotheken dürfen nicht unter dem Versandhandel leiden.“ Er hob die Bedeutung eines funktionierenden Netzes von Apotheken auch für Notdienste hervor. Zudem sei die Beratung der Patienten durch die Apotheke als Lotse im Gesundheitssystem unabdingbar: „Es gibt Dinge, die sollte man nicht im Internet bestellen.“