Kommentar

Gutachten nach Gutdünken Patrick Hollstein und Alexander Müller, 23.02.2011 15:26 Uhr

Berlin - 

„Moderne 'Kommunikation für die Wirtschaft'“: Das ist das Motto der „Institut der deutschen Wirtschaft Köln Medien GmbH“ (IW Medien). Die Unternehmensgruppe bündelt das Verlags- und PR-Geschäft des Instituts der deutschen Wirtschaft (IDW). Zu IW Medien gehört auch die Firma „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM), die in der Öffentlichkeit „die Bereitschaft zu marktwirtschaftlichen Reformen erhöhen“ soll. Heute hat sich die INSM für eine Liberalisierung des Apothekenmarktes stark gemacht. Warum eigentlich?

Die Ergebnisse des Gutachtens sind nicht besonders originell - und vor allem einseitig: Apotheken sollen mit ihrem Honorar feilschen, gleichzeitig sollen Apothekenketten zugelassen werden. Dass der Wettbewerb damit zum Vorteil von Konzernen behindert werden könnte, wird nicht problematisiert.

Ganz sattelfest war der Ökonom ohnehin nicht: Pick-up-Stellen seien für Landapotheken keine Konkurrenz, da im Versandhandel der Verkauf von OTC-Präparaten vorherrschend sei, meint Haucap. Das stimmt zumindest für Pick-up-Betreiber nicht: Die beziffern ihren Rezeptanteil nämlich auf mehr als 90 Prozent.

Das alles wirft die Frage auf, wer Interesse an solchen „Studien“ hat. IW Medien wirbt selbst damit, neben eigenen Projekten „maßgeschneiderte Leistungen“ für die Kommunikationsanliegen der Kunden zu liefern. „Alle Facetten moderner PR-Dienstleistungen im Full-Service“, heißt es. Vom letzten bekannten Jahresumsatz in Höhe von 37 Millionen Euro entfielen 20 Millionen Euro auf verlegerische Tätigkeit, 9 Millionen Euro auf Öffentlichkeitsarbeit und 7 Millionen Euro auf Auftragsarbeiten.

Wo die aktuelle Arbeit einzusortieren ist, war bislang auf Nachfrage nicht zu erfahren. Zwar beteuert INSM, dass das Haucap-Gutachten keine Auftragsarbeit gewesen sei. Eine wirkliche Rolle spielt das vor dem Hintergrund des IW-Geschäftsmodells aber nicht.