Apothekenketten

Glaeske kritisiert Ulla Schmidt APOTHEKE ADHOC, 26.02.2009 18:05 Uhr

Berlin - 

Das Verhältnis zwischen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und ihrem Sachverständigen Professor Dr. Gerd Glaeske gilt seit dem Streit um den Gesundheitsfonds als angeschlagen: Im Gespräch mit „Spiegel online“ beklagt sich der Bremer Gesundheitsökonom jetzt über die mangelnde Bereitschaft der Ministerin, seinen Empfehlungen zum Thema Apothekenketten zu folgen.

In dem Beitrag unter dem Titel „Monopol-Streit - Ulla Schmidts Apotheker-Allianz ärgert Experten“ beschwert sich Glaeske über Schmidts Weigerung, den Apothekenmarkt zu liberalisieren: „Sowohl wir Gesundheitsweisen als auch die Wirtschaftsweisen unter Bert Rürup haben der Bundesregierung dringend geraten, das Monopol aufzuheben.“

Für Glaeske sei es „fachlich nicht nachvollziehbar“, dass sich Schmidt dem Rat „widersetzt“, schreibt „Spiegel online“. „Mit der Liberalisierung würde ein Preis- und Qualitätswettbewerb in Gang gesetzt, der den Krankenkassen und den Patienten dient“, so die Vorhersage des Experten.

Glaeske sieht die Apothekendichte in Deutschland als Problem: „Die Überversorgung ist unnötig und teuer.“ Profiteur sei die deutsche Apothekerzunft, die es sich - abgeschirmt vom Wettbewerb - im Monopol gemütlich gemacht und eine Apotheke nach der anderen gegründet habe.

„Studien belegen, dass die Beratung in Apotheken zu einem Drittel verbesserungsbedürftig ist“, so Glaeske weiter. Eine Liberalisierung bringe deshalb sogar Fortschritte - schließlich sei Beratung dann ein Wettbewerbsvorteil und somit ein Anreiz für Apotheker, sich von Konkurrenten abzuheben. Warum dieser Wettbewerbsvorteil im vermeintlich übersättigten Apothekenmarkt nicht greift, erschließt sich nicht auf Anhieb.

Den Vorwurf aus dem BMG, er vertrete eine Einzelmeinung, will Glaeske nicht gelten lassen und meint: „Ich stehe natürlich erst einmal für mich, aber mit den Experten aus dem Sachverständigenrat gemeinsam.“

Dass sich die Bundesregierung dennoch so vehement dem Rat ihrer Berater widersetzt, lässt für Glaeske nur einen Schluss zu: „Der Einfluss der Apothekerlobby auf die Regierung ist offenbar groß.“