Krankenhäuser

GKV: Jede vierte Klinik zahlt Fangprämien dpa, 22.05.2012 08:42 Uhr

Berlin - 

Manche Themen wiederholen sich jährlich, andere in größeren Abständen: Vor zwei Jahren füllten Fangprämien für Ärzte das mediale Sommerloch. Jetzt kommen Zahlungen von Kliniken für Einweisungen wieder auf die Agenda. bild.de berichtet, dass viele Ärzte Extra-Honorare dafür kassierten, dass sie Patienten an bestimmte Kliniken überweisen. Grundlage ist eine Umfrage der Universität Halle-Wittenberg zusammen mit TMS Emnid Bielefeld unter mehr als 1100 niedergelassenen Fachärzte, stationären Einrichtungen und nichtärztlichen Leistungserbringer. Der GKV-Spitzenverband, der die Studie in Auftrag gestellt hat, will die Ergebnisse heute vorstellen.

Danach zahle nahezu jede vierte Klinik (24 Prozent) sogenannte Fangprämien für Patienten, heißt es in dem Bericht. Fast die Hälfte (46 Prozent) der nichtärztlichen Leistungserbringer wie Sanitätshäuser, Hörgeräte-Akustiker oder Orthopädie-Schuhmacher hätten zugegeben, schon Vorteile wie Geld, Kostenübernahme von Tagungen oder Sachleistungen erhalten zu haben.

DU-Gesundheitsexperte Jens Spahn reagierte empört. „Fangprämien sind illegal“, sagte er bild.de. Dabei gehe es nicht um das Wohl der Patienten, sondern ums Portemonnaie der Ärzte. „Jeder einzelne Fall ist völlig inakzeptabel“, erklärte Spahn.

Der SPD-Politiker Professor Dr. Karl Lauterbach forderte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) zum Eingreifen auf. „Das sind Mafia-Verhältnisse, die einen Riesen-Schaden verursachen, vor allem für Patienten, die so in Behandlungen kommen, die für sie nicht optimal sind“, sagte der Gesundheitsexperte. „Hier wird nicht der beste Arzt gesucht, sondern dahin überwiesen, wo das meiste Schmiergeld gezahlt wird.“ Die SPD will seinen Angaben zufolge durchsetzen, dass Ärzte in solchen Fällen künftig strafrechtlich wegen Bestechlichkeit belangt werden können.

 

Laut bild.de gab knapp ein Fünftel (19 Prozent) der befragten Ärzte an, das Verbot, sich an der Zuweisung von Patienten zu bereichern oder dafür Vorteile zu gewähren, nicht zu kennen. 40 Prozent hätten erklärt, dies nur als Handlungsempfehlung zu verstehen.

Ein Großteil der Befragten halte das Risiko, entdeckt zu werden, für gering: 52 Prozent der Ärzte und 53 Prozent der nichtärztlichen Leistungserbringer hätten eingeräumt, sie seien sich mangelnder Kontrolle und der geringen Gefahr von Sanktionen bewusst.

Bundesärztekammer-Präsident Frank Ulrich Montgomery warf den Autoren der Studie Stimmungsmache gegen Mediziner vor. Im Programm von NDR Info zweifelte er die Zahlen am Dienstag an: Sollten sie stimmen, müsste es bei der Ärztekammer und den Staatsanwaltschaften viel mehr Anzeigen geben, sagte Montgomery. Er rief dazu auf, die entsprechenden Vergehen auch tatsächlich anzuzeigen.