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Gesundheit als Eishockey-Spiel Alexander Müller, 20.09.2008 09:38 Uhr

München - 

Hierzulande wird oft vor einer „Amerikanisierung“ des Gesundheitssystems gewarnt. Worin diese Befürchtungen begründet sind, wo sie als übertrieben angesehen werden müssen oder an welcher Stelle Vergleiche schlicht unpassend sind - darüber berichtete beim Deutschen Apothekertag Professor Dr. Stephen Schondelmeyer von der University of Minnesota. Die Kurzfassung lautet: „Das US-Gesundheitssystem ist wie ein Eishockey-Spiel: Schnell und hart, es gibt blaue Flecken, und ab und zu muss jemand auf die Strafbank, weil er sich nicht an die Regeln gehalten hat.“

Trotz einem nach wie vor hohen Grad an Privatisierung trägt der Staat laut Schondelmeyer durch Versorgungsprogramme wie Medicare und Medicaid einen immer größeren Teil der Gesamtkosten: Mussten die US-Bürger in den 70er-Jahren noch 80 Prozent der Kosten für verschreibungspflichtige Arzneimittel selbst bezahlen, seien es heute weniger als 10 Prozent.

Schondelmeyer zufolge kann man gar nicht von DER Gesundheitsversorgung in den USA sprechen. Nicht einmal in den einzelnen Bundesstaaten gebe es einheitliche Regelungen, geschweige den bundesweit. Doch auch in den USA gibt es nicht zu übersehende Trends: Die Gesundheitsbranche sei der am schnellsten wachsende Markt in der US-Wirtschaft, und die Ausgaben für verschreibungspflichtige Arzneimittel stiegen in diesem Markt überproportional schnell: „Der freie Markt sollte die Preise regulieren, aber wir haben bei den Arzneimittelpreisen eine stärkere Inflation als in jedem anderen Land der Erde“, so Schondelmeyer. Daran änderten auch Apothekenketten nichts.

Der Pharmazeut glaubt nicht, dass der enorme Kostenanstieg durch Kürzungen der Apothekenabschläge aufgefangen werden kann. Vielmehr sei mit einem weiteren Anstieg von Arzneimittelverbrauch und -kosten zu rechnen. Doch Schondelmeyer ist sich sicher, dass jedes Gesundheitssystem durch eine optimalere Versorung der Patienten viel Geld sparen kann: Er stellte Untersuchungen vor, wonach die Kosten mithilfe einer pharmazeutischen Betreuung um mehr als 30 Prozent gesenkt werden konnten. Schondelmeyer ermutigte die deutschen Apotheker, für ein stringentes Arzneimittelmanagement zu werben.