Apothekenkooperation

Gesine schreibt an Rösler Patrick Hollstein, 06.04.2010 12:33 Uhr

Berlin - 

Aus den Eckpunkten des geplanten Arzneimittel-Sparpakets von Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) lässt sich bislang nicht ablesen, wie tief die Einschnitte bei den einzelnen Betroffenen gehen werden. Doch viele Apotheker machen sich Sorgen, weil Rösler die Großhandelsvergütung umbauen und einen Teil der Einkaufsrabatte abschöpfen will. Die Apothekenkooperation Gesine wandte sich am Donnerstag vor Ostern in einem offenen Brief an den Minister.

„Falls Sie planen, die noch bestehenden Rabattmöglichkeiten ohne einen irgendwie gearteten finanziellen Ausgleich für die Apotheken weiter zu beschneiden, befürchteten wir einen massiven Vermögensverlust in der Bewertung der von uns vertretenen Apotheken und ein nachfolgendes Apothekensterben kleiner und mittlerer Betriebe“, mahnen die Gesine-Vorstandsvorsitzende Susanne Lorra und Aufsichtsratschef Hendrik Scheer in ihrem Schreiben. „Gerade im Vergleich der Ausgabenblöcke in der Gesetzlichen Krankenversicherung wäre das aus unserer Sicht ein berufspolitisches Bauernopfer.“

Angesichts der drohenden Milliardendefizite der Krankenkassen habe man zwar großes Verständnis dafür, dass nach Einsparmöglichkeiten gesucht werden müsse. „Hier ist nach unserem Verständnis aber der Hebel bei denen anzusetzen, die nachweislich die Ausgaben in die Höhe getrieben haben. Apotheken gehören nicht dazu.“

Die beiden Gesine-Vertreter verweisen auf den sinkenden Anteil der Apotheken an der Wertschöpfungskette im Arzneimittelbereich und rechnen vor, warum ihrer Meinung nach das Einsparpotenzial ausgereizt ist: So sei nicht nur die Zahl der selbstständigen Apotheker, sondern erstmals auch die Zahl der Apotheken gesunken. „Entgegen immer wieder geäußerten Meinungen hat sich die wirtschaftliche Lage der meisten Apotheken in den letzten Jahren deutlich verschlechtert.“

Das Nettoeinkommen eines angestellten Apothekers liege bei 1800 Euro, das Durchschnittseinkommen eines selbstständigen Apothekenleiters bei 75.000 Euro im Jahr - vor Sozialbeiträgen und Einkommenssteuer. „Faktisch bedeutet das, dass bereits heute viele mit ihrem Privatvermögen haftende mittelständische Unternehmer ohne den Schutz einer Arbeitslosenversicherung für einen Nettoverdienst tätig sind, der keinen Spielraum mehr für die Abfederung unternehmerischer Risiken zulässt.“

„Wir sprechen aus, was viele Apotheker denken“, erklärte Lorra die Intention des Schreibens gegenüber APOTHEKE ADHOC. Aspekte des geplanten eigenen Großhandels seien nicht in die Argumentation eingeflossen; als Kooperation vertrete man die wirtschaftlichen Interessen von rund 200 selbstständigen Apothekern.

In dieser Funktion will Gesine dem Ministerium als Gesprächspartner zur Verfügung stehen: „Bisher sind Sie immer für den Erhalt des Mittelstandes und die Förderung der Integration von Frauen in die Berufswelt eingetreten“, so Lorra und Scheer in ihrem Brief an Rösler. „Apotheken sind Unternehmen, in denen sich beide Ziele vereinigen. Wir bitten Sie eindringlich, Ihre geplanten Maßnahmen auch unter diesem Blickwinkel noch einmal zu überdenken.“