Ende der Corona-Maßnahmen

„Freedom Day“: KBV-Chef prescht vor dpa, 19.09.2021 19:13 Uhr

Ende der Auflagen? KBV-Chef Andreas Gassen haz mit seiner Forderung nach einem „Freedom Day“ für Streit gesorgt. Foto: Cryptographer/shutterstock.com
Berlin - 

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat für den 30. Oktober die Aufhebung aller Corona-Beschränkungen gefordert – und damit eine heftige Diskussion entfacht.

„Nach den Erfahrungen aus Großbritannien sollten wir auch den Mut haben zu machen, was auf der Insel geklappt hat. Also braucht es jetzt eine klare Ansage der Politik: In sechs Wochen ist auch bei uns Freedom Day!“, sagte Gassen der Neuen Osnabrücker Zeitung. Bis dahin hätten Impfwillige auch noch genügend Zeit, um sich immunisieren zu lassen.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält dies für „nicht ethisch vertretbar“. Die Welle der Pandemie, die dann käme, wäre zu groß, warnte der SPD-Politiker auf Twitter. Besser wäre eine Öffnung, wenn 85 Prozent geimpft seien. Bis dahin sollte die 2G-Regel gelten.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen widersprach Gassen ebenfalls. Die Forderung widerspreche unter anderem der Haltung der Mehrheit der niedergelassenen Ärzte. Für eine Lockerung der Maßnahmen bräuchte es eine Impfquote bei den über 60-Jährigen von deutlich über 90 Prozent, in der Gesamtbevölkerung bei den impffähigen Personen von über 80 Prozent. Er nannte Gassens Vorschlag „zynisch“.

Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann hält eigenen Angaben nach eine Diskussion über eine Aufhebung der Corona-Regeln zwar für richtig. Es sei aber zu früh dafür, ein konkretes Datum zu nennen, sagte Ullmann auf NDR Info.In den kommenden Wochen müsse man die Corona-Entwicklungen genau beobachten.

Ähnlich äußerte sich die niedersächsische Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD): „Wir müssen leider davon ausgehen, dass die Infektionszahlen in der kalten Jahreszeit wieder deutlich ansteigen.“ Ein Ende der Corona-Maßnahmen halte sie „noch für zu leichtsinnig“.

Gassens Kollegin bei der Ärztekammer in Niedersachsen, Martina Wenker, findet die Forderung zum aktuellen Zeitpunkt ebenso riskant: „Es widerspricht der ärztlichen Sorgfaltspflicht, quasi Wetten auf zukünftige Krankheitsverläufe abzuschließen“, sagte Wenker der NOZ. „Wir sollten nun den in Deutschland eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen.“ Zunächst müsse es darum gehen, mehr Menschen zu impfen.