Untätiger Minister

Fehlende Fiebersäfte: Apotheker attackiert Lauterbach Carolin Ciulli, 21.10.2022 15:21 Uhr

Wolfgang Reiter, Apotheker und gesundheitspolitischer Sprecher des ÖDP-Landesverbandes in Bayern, kritisiert die Untätigkeit der Politik in Sachen Lieferengpass bei Fieber- und Schmerzsäften für Kinder. Foto: ÖDP
Berlin - 

Wolfgang Reiter ist Inhaber einer Apotheke und engagiert sich in Bayern als gesundheitspolitischer Sprecher des ÖDP-Landesverbandes. Der Inhaber der Schloß-Apotheke in Markt Schwaben wirft der Regierung Untätigkeit beim Umgang mit dem Lieferengpass von Schmerz- und Fiebermitteln für Kinder vor. „Eigentlich sollte ein Aufschrei durchs Land gehen, doch die Politik lässt das akute Thema einfach liegen. Kinder haben offensichtlich bei den Regierungsparteien keine wirkungsvolle Lobby“, sagt er.

Die bayerische ÖDP fordert von Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), sich gegen die drohende Verknappung von Fiebersäften und Zäpfchen für Kinder zu stemmen. Es müsse Druck auf die Hersteller ausgeübt werden, so Reiter. „Die Produktion muss kurzfristig hochgefahren und langfristig gesichert werden“.

Vorausschauend eingekauft

Seit dem Frühjahr sei bekannt, „dass es im Herbst zu Engpässen kommen wird, da einige Firmen die Produktion von Ibuprofen- und Paracetamol-Säften eingestellt haben“. In seiner eigenen Apotheke konnte er die Versorgung mit Ibuprofen- und Paracetamol-Säften noch bis heute aufrechterhalten, weil er im Frühjahr vorausschauend eingekauft habe. „Aber seit Juli werden die Apotheken praktisch nicht mehr von der Industrie beliefert“, kritisiert er.

„Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und auch dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek muss man vorwerfen, praktisch überhaupt nichts getan zu haben, um die Katastrophe zu verhindern“. Nach der Absage von Ratiopharm und dem Ausfall von 1A Pharma schafften es die verbleibenden wenigen Hersteller nicht mehr, den Bedarf zu decken. Nur vereinzelt seien die Medikamente über den Großhandel zu erhalten.

Abhängigkeit von Rabattverträgen

„Zu verantworten haben diese Entwicklung alle Bundesregierungen der letzten 15 Jahre. Denn diese haben mit Ihrem Festhalten an den Rabattverträgen dafür gesorgt, dass der Großteil der mittelständischen Arzneimittelhersteller von Großkonzernen wie Teva, Zentiva und Novartis aufgekauft wurde“, sagt Reiter. „Und damit ist Deutschland in der Arzneimittelversorgung komplett abhängig von diesen Großkonzernen. Es wird Zeit, diese Schieflage endlich zu korrigieren und den Machteinfluss von Großkonzernen zu begrenzen.“