Mendelssohn-Palais

Apothekerhaus wird Huth-Zentrale Lothar Klein, 23.09.2017 08:52 Uhr

Berlin - 

Vom ehemaligen Apothekerhaus in der Berliner Jägerstraße führt Dr. Harald Gerome Huth demnächst sein Immobilien-Imperium. Der Umzug des Firmensitzes ist im vollen Gange. Bald sollen dort circa 100 Mitarbeiter ihre Arbeit aufnehmen. Auf der Firmenseite der HGHI Holding ist bereits ein Image-Video des herausgeputzten Mendelssohn-Palais zu sehen.

Ab Oktober soll vom ehemaligen Apothekerhaus das Center Management, das Marketing und die Bauabteilung der HGHI-Holding gesteuert werden. Huth gilt als „Center-König“ von Berlin. Unter anderem gehört zu seinen Objekten die weit über die Stadttgernzen bekannte Mall of Berlin am Leipziger Platz. Aber auch weitere große Einkaufstempel tragen seine Handschrift: die Gropius Passagen, „Das Schloss“ in Steglitz und das Schultheiss-Quartier in Moabit.

Mehr als 20 Großprojekte finden sich auf der HGHI-Internetseite. Mit seinen Shoppingpalästen prägt Huth das Stadtbild mit. „Er macht die spektakulärsten Projekte“, sagt ein Einzelhandelsexperte. Die Berliner „Tageszeitung“ beschreibt Huth als „intelligent, höflich, fleißig, aber auch rücksichtslos, großspurig, kontrollsüchtig“. In der Öffentlichkeit tritt er nur selten in Erscheinung.

Über den Kaufpreis für das Mendelsohn Palais wurde Stillschweigen vereinbart. Dem Vernehmen nach soll er bei 31 Millionen Euro liegen. Damit könnte die ABDA zumindest einen Bilanzgewinn einfahren. In den Büchern stand die Prachtimmobilie in der Nähe des Gendarmenmarktes mit einem Buchwert von 16,5 Millionen Euro. Unter dem Strich dürfte der ABDA aber wegen der hohen Unterhaltskosten – wenn überhaupt – nur wenig übrig bleiben. Welche Umbauten Huth am neuen Firmensitz hat vornehmen lassen, ist nicht bekannt.

47 Millionen D-Mark hatte die ABDA seinerzeit für das Mendelssohn-Palais bezahlt, das sind umgerechnet rund 24 Millionen Euro. Von einer Maklerprovision in Höhe von rund 1,5 Millionen Mark war später die Rede. In die Bücher genommen wurde das Haus jedenfalls mit knapp 21 Millionen Euro. Nach den üblichen Abschreibungen waren davon 2016 noch 16,5 Millionen Euro übrig. Allerdings bezifferte die ABDA den Wert der Anlage auf 19,7 Millionen Euro.

Vor dem Verkauf an Huth musste die ABDA aber Millionenbeträge in Instandhaltungsmaßnahmen investieren. Der Brandschutz erforderte erhebliche Nachbesserungen. Zeitweise drohte gar die Sperrung des Apothekerhauses. Auf sechs Millionen Euro hatte Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz die anstehenden Kosten für Brandschutz und Rettungswege beziffert. Dazu kämen 2,5 Millionen Euro, die in die Haustechnik und die technische Gebäudeausrüstung investiert werden müssten, hieß es.

Wie viel von dieser Summe tatsächlich investiert wurde, ist nicht bekannt. Obwohl Schmitz alle Investitionen vermeiden wollte, die für einen potenziellen Käufer mit anderem Nutzungskonzept ohne Wert sein könnten, hatte die ABDA alleine im Jahr 2014 4,11 Millionen Euro für Instandhaltungs-, Umbau- und Planungsmaßnahmen ausgegeben. Seit 2011 waren insgesamt acht Millionen Euro für die beiden ABDA-Immobilien in Berlin und Eschborn zusammengekommen, der größte Teil davon entfiel auf das Apothekerhaus in Berlin.

Jetzt baut die ABDA ihr neues Apothekerhaus für 35 Millionen Euro in der „Europacity“ an der Berliner Heidestraße. Bauherr ist die österreichische Immobiliengesellschaft CA Immo. Der Baustart für das rund 9500 m² Bruttogrundfläche große Gebäude erfolgte kürzlich. Nach Angaben beim Deutschen Apothekertag ist die Baugrube ausgehoben, das Fundament gegossen, die Arbeiten laufen „im Plan“. Der Umzug aus dem ABDA-Zwischenquartier im Lindencorso für für 2019 geplant.

Eigentlich wollte CA Immo alle neuen Gebäude in der Europacity vermieten. Doch der Vertrag mit der ABDA sieht vor, dass die Apotheker nur zwei Jahre mieten müssen und zwei Drittel des Hauses mit rund 6400 m² Fläche anschließend als Eigentum übernehmen, den Rest wird CA Immo selbst vermieten.

Der Bauherr beschreibt sein Projekt so: „Besonderheiten des Apothekerhauses sind der circa 300 m² große Plenarsaal sowie das oberste Geschoss mit den großen Konferenzflächen und angrenzenden Dachterrassen.“ Auf den restlichen Flächen des Gebäudes wird CA Immo auch kleinere Mietflächen ab 100 m² anbieten.