Großhandelsrabatte

Ersatzkassen prüfen Apotheken-Konditionen Alexander Müller, 24.02.2010 12:47 Uhr

Berlin - 

Großhandelsrabatte streichen, Kassenabschlag bei 2,30 Euro, Herstellerrabatt erhöhen. Der Verband der Ersatzkassen (VDEK) will im Arzneimittelvertrieb sparen: Um den Ausgabenanstieg zu dämpfen, müssten alle Stufen der Handelskette einen Beitrag leisten, sagte VDEK-Chef Thomas Ballast. Er sieht Luft für Einsparungen von insgesamt 2 Milliarden Euro.

„Uns liegen Zahlen vor, dass im Großhandel Rabatte an die Apotheken gezahlt werden, die bis zu 40 Prozent betragen“, sagte Ballast. Auf Nachfrage erklärte der Verbandschef gegenüber APOTHEKE ADHOC, über entsprechende „vertrauliche Hinweise aus dem Apothekenbereich“ zu verfügen. Demnach gewähren die Großhändler den Apotheken verdeckte Rabatte in dieser Höhe; validiert sei die Zahl allerdings nicht.

Ballast fordert, dass diese Rabatte direkt den Krankenkassen weitergegeben werden müssen: „Der Großhandelsrabatt sollte erhöht werden, damit für so etwas kein Spielraum mehr ist.“

Wie der GKV-Spitzenverband fordert der VDEK zudem, den Apothekenabschlag gesetzlich auf 2,30 Euro festzusetzen - auch rückwirkend für 2009. Auf diese Weise seien Einsparungen von mehr als 600 Millionen Euro möglich.

Die Begründung des Schiedsgerichts, den Abschlag auf 1,75 Euro abzusenken, findet Ballast „nicht tragfähig“. Insbesondere die Einbeziehung der Rabattverträge in den Schiedsspruch kann der Verbandschef nicht nachvollziehen: Die Rabattverträge seien schließlich nicht Sache des Kollektivsystems.

Demnach müssten die Apotheken Aufwandsentschädigungen mit jeder Kasse einzeln verhandeln. Doch Ballast sieht auch dafür keine Notwendigkeit: „Ich glaube nicht, dass der Zusatzaufwand so groß ist. Es gibt inzwischen ordentliche Softwarelösungen, und die Akzeptanz bei den Patienten ist groß. Der Beratungsaufwand bei den Rabattverträgen ist rückläufig.“ Auch deshalb verteidigte Ballast das Instrument: „Die Rabattverträge haben nach unterschiedlichen Berechnungen alleine im vergangenen Jahr zu Einsparungen von 300 bis 500 Millionen Euro geführt.“

Sparen will der VDEK-Chef auch auf der Herstellerseite. Eine Anhebung des Herstellerabschlags um einen Prozentpunkt bringe Einsparungen von 100 Millionen Euro pro Prozentpunkt, sagte Ballast. Solche kurzfristigen Maßnahmen zur Ausgabenbegrenzung wären aus Sicht des Kassenverbands schnell umsetzbar. Auf die Ergebnisse der Regierungskommission will Ballast nicht warten: „Wir denken, dass man schon früher etwas tun muss.“ Das Bundesgesundheitsministerium habe aber leider noch „keine Aktivitäten entfaltet, außer der Einleitung von Gesprächen“, monierte der VDEK-Chef.