Engpass-App: Kassen wollen Apotheken-Ampel 23.10.2025 13:50 Uhr
Die Versorgung mit Arzneimitteln ist im Herbst/Winter gesichert, so der einhellige offizielle Tenor. Während in den Apotheken rotiert wird, um Austauscharzneimittel beschaffen, hieß es von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) zuletzt: „Ich kann beruhigen: Die Versorgung mit Arzneimitteln ist gewährleistet.“ Auch Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, betont, dass es keinen Versorgungsengpass gibt. Doch Prozesse und Strukturen sollten verbessert werden. Und es brauche endlich „ein echtes Frühwarnsystem“.
„Es ist wieder Herbst“, beginnt Stoff-Ahnis in einem Linkedin-Beitrag und macht deutlich, dass es in der begonnenen Erkältung- und Grippesaison nichts zu befürchten gibt: „Ein Versorgungsengpass besteht in Deutschland nicht. Die Ärzte- und Apothekerschaft sorgt dafür, dass Patientinnen und Patienten jederzeit mit therapiegerechten Arzneimitteln versorgt werden können.“
Trotzdem seien die Lieferengpässe – „also Situationen, in denen ein bestimmter Wirkstoff von einem Hersteller vorübergehend nicht lieferbar ist“ – nicht von der Hand zu weisen. Deshalb sollten Prozesse und Strukturen verbessert werden. „Denn Lieferengpässe entstehen oft global, wenn Produktionsstätten ausfallen, Transportketten reißen oder einzelne Komponenten knapp werden.“
Helfen könnte laut Stoff-Ahnis ein Frühwarnsystem: „Wir brauchen ein permanentes, anlassloses Monitoring aller Arzneimittel über alle Handelsstufen hinweg, um drohende Engpässe frühzeitig zu erkennen. Ein gutes Beispiel liefert Österreich mit EKO2go. Die App zeigt tagesaktuell, wo Arzneimittel verfügbar sind. Das schafft Transparenz für alle Beteiligten.“
Zudem fordert die Kassenlobbyistin mehr Bevorratung: „Hersteller sollten stärker verpflichtet werden, Vorräte anzulegen, um kurzfristige Störungen abzufangen.“ Und auch Rabattverträge hätten einen großen Effekt: „Rabattverträge der gesetzlichen Krankenkassen sichern Verlässlichkeit. Zum einen verpflichten sie Unternehmen zur Lieferung und sorgen so für planbare Mengen und stabile Versorgung. Zum anderen können die Unternehmen ihren Absatz fest kalkulieren.“
Damit die verlässlichen Strukturen erhalten bleiben, „braucht es keine Panik, sondern kluge Strukturen mit mehr Transparenz auf allen Handelsstufen, klaren Regeln und Verantwortungen“, so Stoff-Ahnis.
Forderung der Kassen nicht neu
Bereits im Mai vergangenen Jahres verwies der GKV-Spitzenverband auf die Engpass-App aus Österreich. Im Positionspapier zum Referentenentwurf von Karl Lauterbach (SPD) forderten die Kassen bereits ein Frühwarnsystem für Engpässe. „Mit dem Digitalisierungsschub der derzeitigen Gesetzgebung und der Einführung des E-Rezepts würde eine solche Lösung für alle Anspruchsgruppen einen Mehrwert bieten“, so der GKV-Spitzenverband 2024.
Österreich nutzt die App „EKO2Go“ aus dem österreichischen Sozialsystem. Die Player im Versorgungsalltag – Ärzteschaft, Apotheken, Versicherte – erhalten über die App tagesaktuelle Informationen zur Verfügbarkeit von Arzneimitteln und Austauschmöglichkeiten. Möglich ist dies auf Grundlage von verpflichtenden Meldungen aller an der Arzneimittelversorgung Beteiligten. „Benötigt wird auch für Deutschland eine digitale Lösung auf der Höhe der Zeit mit einem schnellen Informationsfluss und Zugang für alle Anspruchsgruppen“, hieß es im letzten Jahr vom Kassen-Verband.