INTERVIEW Dr. Christian Machon

„Ein Gesundheitsminister braucht Fronterfahrung“ Alexander Müller, 11.09.2009 09:48 Uhr

Berlin - 

Dr. Christian Machon ist Apotheker im niederfränkischen Unsleben. Der 35-Jährige kandidiert bei der Bundestagswahl am 27. September für die CSU. Mit APOTHEKE ADHOC sprach er über die Existenzängste der Berufspolitiker, den Expertenmangel im Bundestag und Apothekenketten in der ländlichen Versorgung.

ADHOC: Herr Machon, Sie kandidieren in der CSU-Landesliste auf Platz 43. Wie stehen Ihre Chancen, in den Bundestag gewählt zu werden?
MACHON: Das ist schon eher unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Die CSU müsste nach meiner Rechnung in Bayern rund 60 Prozent der Stimmen holen. Aber wenn ich einige hundert Apotheker mehr mobilisieren kann, Schwarz-Gelb an die Macht zu bringen, habe ich meinen Job schon gemacht.

ADHOC: Und wenn Sie doch MdB werden, schließen Sie dann Ihre Apotheke?
MACHON: Meine Schwester und mein Vater sind auch Apotheker, wir würden schon eine Lösung finden. Für mich wäre der Bundestag auch eher ein Projekt auf Zeit. Es ist ein großer Vorteil der Freiberufler, dass sie immer über eine Exit-Strategie verfügen. Berufspolitiker haben in dieser Hinsicht vielleicht größere Ängste, aus der Politik wieder auszuscheiden.

ADHOC: Sie sind Landapotheker in einem Ort mit 1000 Einwohnern. Wie würden Sie die ländliche Versorgung sicherstellen?
MACHON: Die Stärkung der ambulanten Versorgung im ländlichen Raum muss das Ziel sein. Dazu brauchen wir keine Pick up-Stellen, die nur das Bewusstsein der Verbraucher für Arzneimittel zerstören. Wir brauchen auch keine Apothekenketten: Ich habe alle acht Tage Notdienst, diesen Personalaufwand könnte keine Kette bezahlen.

ADHOC: Gibt es heute nicht auch Versorgungsengpässe?
MACHON: Das Problem liegt aber nicht bei den Apotheken, die schon heute die Versorgung über Botendienste sicherstellen. Die Ausdünnung der Hausärzte im ländlichen Raum ist die drängende Frage. Wenn es in einem Ort keinen einzigen Arzt mehr gibt, kann sich auch keine Apotheke lange halten. Hier müssen Anreize geschaffen werden.

ADHOC: Woran hapert es in der Gesundheitspolitik?
MACHON: Es ist tragisch, dass in der Gesundheitspolitik so gut wie keine Apotheker und Ärzte vertreten sind. Ein Problem über alle Parteien hinweg sehe ich darin, dass zu wenig Experten in den Fachgremien sitzen.

ADHOC: Sollte ein Apotheker Gesundheitsminister werden?
MACHON: Das wäre auf jeden Fall gut. Es muss nicht unbedingt ein Apotheker sein, aber jemand aus der Gesundheitsbranche wäre schon sinnvoll. Jemand mit Fronterfahrung, der weiß, wie es in den Wartezimmern und in den Apotheken tagtäglich zugeht. Lieber einen Betriebsblinden auf diesem Posten als jemanden, der keine Ahnung hat. Viele Alltagsprobleme ließen sich dadurch vermeiden.

ADHOC: Wen würden Sie denn als Gesundheitsminister setzen?
MACHON: Spontan fällt mir da niemand ein.