Fremdbesitzverbot

Düstere Aussichten für MVZ-Betreiber Patrick Hollstein, 30.10.2009 12:34 Uhr

Berlin - 

Die neue Bundesregierung will Medizinische Versorgungszentren (MVZ) nur noch unter der Voraussetzungen zulassen, dass Ärzte die Mehrheitsanteile halten. Von den derzeit rund 1300 Einrichtungen droht knapp der Hälfte der zwangsweise Eigentümerwechsel - nur fünf Jahre nach der Zulassung durch Rot-grün. Noch ist zwar unklar, wann und wie Schwarz-gelb das geplante Fremdbesitzverbot umsetzen will. Die Betreiber sind alarmiert.

Geschäftsanteile an MVZ sollen laut Koalitionsvertrag mindestens zu 50 Prozent von Ärzten gehalten werden dürfen; als Minderheitsgesellschafter kommen nur Krankenhäuser in Betracht. Nur in unterversorgten Gebieten sollen Kliniken auch Mehrheitseigentümer sein können, wenn „keine Interessenten aus dem Bereich der Ärztinnen und Ärzte zur Verfügung stehen“.

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Köhler, lobte die Pläne, da Ärzte „in ihren medizinischen Entscheidungen frei von Kapitalinteressen“ sein müssten. Dagegen sieht der Branchenverband BMVZ in den neuen Auflagen einen „Rückschlag für die Modernisierungsbestrebungen im Gesundheitswesen“. Ironie der Geschichte: Bei einer Umfrage hatten vor kurzem 54 Prozent der BMVZ-Mitglieder eine Verschlechterung ihrer Situation im Falle einer rot-grünen Koalition befürchtet; bei Schwarz-gelb lag der Anteil nur bei 15 Prozent.

Knapp 40 Prozent der bestehenden MVZ werden von Kliniken betrieben; knapp 10 Prozent befinden sich in freier Trägerschaft oder gehört zu den Mischformen. Ihnen allen droht ein Umbau auf der Gesellschafterseite, sofern in der legislativen Feinkonstruktion kein Bestandsschutz vereinbart wird. Ein solcher hätte allerdings seinerseits enorme juristische Sprengkraft, vermutet man bei BMVZ.

Von den insgesamt rund 320.000 praktizierenden Ärzten sind heute rund 6300 in einem MVZ tätig, davon fast 5000 im Angestelltenverhältnis. Pro MVZ sind im Durchschnitt fünf Ärzte beschäftigt. 40 Prozent aller Einrichtungen betreibt neben dem Stammhaus eine Zweigstelle; in den neuen Ländern liegt der Anteil über 50 Prozent. Nur 42 Prozent aller MVZ befinden sich in ländlichen Lagen.