Pharmakonferenz

DPhG: Kohl soll gegen Importe zeichnen Lothar Klein, 28.05.2019 15:12 Uhr

Statement gegen Importe: Kohlpharma wurde eingeladen, eine Erklärung gegen das eigene Geschäftsmodell abzugeben. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Am 29. April luden die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) und der von Pharmafirmen dominierte Verein „House of Pharma“ zu einer Expertenrunde zum Thema Auswirkungen von Arzneimittelimporten auf das Gesundheitssystem. Dort kamen vor allem die Kritiker der Importförderklausel ausgiebig zu Wort. Als größter deutscher Importeur schickte Kohlpharma einen Beobachter in den Saal. Als Ergebnis der Epertenrunde wurde jetzt ein „Statement“ gegen die Importförderung an alle Teilnehmer geschickt – auch an Kohlpharma. Der Merziger Importeur lehnt die Zeichnung der Erklärung empört ab.

Das Statement sowie die „zugrundeliegende Veranstaltung“ gereiche einer vorgeblich wissenschaftlichen Fachgesellschaft „leider nicht zur Ehre“, schreibt Kohlpharma-Geschäftsführer Jörg Geller an die verantwortlichen Organisatoren: „Absicht, Themensetzung und Referentenauswahl waren einseitig und interessengeleitet.“ Neben DAV-Chef Fritz Becker waren uneben anderen Professor Dr. Martin Schulz von der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK), Dr. Gert Wolf von Sanofi-Aventis, Apotheker Christian Ude und Dr. Ilona Köster-Steinebach vom Aktionsbündnis Patientensicherheit als Referenten geladen. Als Beobachter hatte Kohlpharma auf Nachfrage den Leiter ihrer Qualitätskontrolle Thomas Vogt geschickt. Zur Veranstaltung war kein Importeur eigeladen worden.

„Nutzen-Risiko-Abwägung spricht gegen die deutsche Förderklausel für parallel importierte Arzneimittel“, lautet der Titel des Statements, dass jetzt Kohlpharma zur Unterschrift ins Haus geschickt wurde. Gezeichnet ist das Statement neben Becker auch von Professor Dr. Theo Dingermann und weiteren Personen. Darin finden sich alle gängigen Kritikpunkte am Arzneimittelimport. Empört lehnt Geller die angebotene Zeichnung ab: Mit Blick auf die bei der Veranstaltung anwesenden „Lobbyisten“ der Pharmaindustrie und der ABDA werde schnell klar, das das Ergebnis der Diskussion über eine Kosten-Nutzen-Abwägung des Arzneimittelimports schon „vorher feststeht und wenig überraschend ist“.

„Die sogenannten ‚Experten‘ bringen jedenfalls zu dem Thema Ihres Treffen wenig Expertise mit“, schimpft Geller. Es folge eine ausführliche Auflistung von Fakten und Begrifflichkeiten die Unkenntnis der Teilnehmer aus Sicht von Kohlpharma belegen sollen. „Der Parallelhandel mit Arzneimitteln ist sowohl legal wie sicher“, so Geller. Die marktführenden Unternehmen hätten in zum Teil über 40 Jahren nie ein Problem mit Fälschungen gehabt. Das werde auch so bleiben. Wenn von Fälschungen die Rede sei, handele es sich um gestohlene Ware, oder solche, die ursprünglich nicht für den europäischen Markt bestimmt gewesen sei. „Fast immer waren es – so Importeure überhaupt betroffen waren – diese, die die Fälle aufgedeckt und den Behörden gemeldet haben“, so Geller.

Ansonsten fände gestohlene Ware ihren Weg in die legale Handelskette über Großhändler und Apotheken. Selbstverständlich hielten Importeure genau wie Hersteller beim Transport die Kühlkette ein, so Geller: „Es ist kein einziger Fall bekannt geworden, wo das nicht der Fall war.“ Jeder Transport berge Risiken. So seien beispielsweise der Firma Roche 2014 in Italien zwei Lkw gestohlen worden. „Das Unternehmen hat es vorgezogen, die Verkehrskreise darüber nicht zu informieren“, verteilt der Kohlpharma-Chef einen Seitenhieb.

Importarzneimittel würden auch nicht missverständlich dargeboten oder ausgezeichnet. Importeure hielten sich an die gleichen Regeln wie die Originalhersteller. Zutreffend sei allerdings, dass ein Wechsel der Medikation, wie er bei Importen und Generika vorkomme, negativ auf die Therapietreue wirken könne. „Genau hier ist die Kompetenz des Apothekers im Gespräch mit den Patienten regelmäßig gefragt“, so Geller.

Das Treffen von „Pharma- und Apothekenlobbyisten“ sei nur zu dem Zweck einberufen worden, Importarzneimittel zu diskreditieren um die Importförderung „endlich loszuwerden“, schließt Geller seinen Brief. Dabei sei es nicht um Patienteninteressen gegangen, sondern „ausschließlich um die Interessen der beteiligten Lobbyisten“. „Eindrucksvoller hätte man nicht beweisen können, dass Importe noch immer zu einer deutlichen deutschen und paneuropäischen Kostendämpfung beitragen“, so Geller.

In der kommenden Woche steht das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) im Bundestag zur Abstimmung. Die SPD hat noch Widerstand angekündigt und will die neue Importförderklausel in letzter Minute kippen.