DAT 2013

Schmidt: Keine Pillen-Peepshow im Apothekenbus Julia Pradel, 18.09.2013 15:43 Uhr

Falsche Antwort: ABDA-Präsident Friedemann Schmidt kritisiert Apothekenbusse und Videoapotheke. Foto: Christof Stache
Düsseldorf - 

Bei der Eröffnung des Deutschen Apothekertages (DAT) in Düsseldorf kritisiert ABDA-Präsident Friedemann Schmidt Apothekenbusse und Videoapotheken: Die Debatte um die Versorgung vermeintlich angelegener Gebiete habe zuletzt „eine etwas skurrile Dimension bekommen“, kritisiert Schmidt.  Zuallererst sei festzuhalten, dass trotz eines Rückgangs der Zahl an Apotheken bisher nirgendwo in Deutschland der pharmazeutische Notstand ausgebrochen sei.

Wer aufgrund der eingetretenen Ausdünnung der Versorgungslandschaft neue Versorgungsformen wie die „Videoapotheke“ oder den „Apothekenbus“ propagiere, „nimmt die Menschen in den betroffenen Regionen auf die Schippe“. Er reduziere die Arzneimittelversorgung auf die Distribution von Produkten und das potentielle Versorgungsproblem der Menschen auf eine logistische Aufgabe.

„Der Apothekenbus ist die Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hat“, so Schmidt. Das Konzept werde ausschließlich „von wirtschaftlichem Partikularinteresse“ angetrieben. „Genauso gut könnte man auch vorschlagen, Arzneimittelpakete zukünftig von Bundeswehrhubschraubern über den uckermärkischen Wäldern abwerfen zu lassen.“

Es gebe in diesen Regionen kein logistisches, sondern ein humanitäres Problem, sagte Schmidt. Alte Menschen bräuchten keine rollende Rezeptsammelstelle oder „technikverliebte Computernerds aus der nächsten Großstadtapotheke, die ihnen eine Art Pillen-Peepshow aus der Videobox in den nicht mehr vorhandenen Dorfladen stellen“.

Stattdessen bräuchten die Menschen die wohnortnahe Apotheke – auch wenn die in Zukunft nicht mehr direkt im Dorf sei, sondern ein paar Kilometer entfernt im nächsten Gemeinde- oder Verwaltungszentrum. „Das ist die einzig vernünftige Antwort auf das Problem der Demografie und der Landflucht“, so Schmidt.

Die ABDA fordere die Politik daher auf, die im bestehenden System angelegten Lösungsmöglichkeiten zu nutzen. Dadurch solle das bestehende System gestärkt und „einer weiteren ökonomischen Erosion durch rosinenpickende Pseudoversorger“ entgegen gewirkt werden.