Porträt

Das Schlachtschiff der Kassen APOTHEKE ADHOC, 27.04.2010 12:36 Uhr

Berlin - 

Er gehört zu den jüngsten Akteuren im deutschen Gesundheitssystem, den Apotheken allerdings ist er längst hinlänglich bekannt: Der GKV-Spitzenverband sitzt regelmäßig mit dem Deutschen Apothekerverband (DAV) am Verhandlungstisch, zum Beispiel zur Hilfstaxe oder zum Rahmenvertrag über die Arzneimittelversorgung. Nicht immer enden die Verhandlungen mit einer Einigung: Vor dem Berliner Sozialgericht klagten die Kassen im Februar gegen den Schiedsstellenspruch zum Apothekenabschlag.

Seit rund anderthalb Jahren treten die Krankenkassen im GKV-Spitzenverband einheitlich auf - zumindest in den Bereichen, in denen sie nicht miteinander im Wettbewerb stehen. Der Verband ist ein Schwergewicht, denn er vertritt die Interessen von rund 70 Millionen Versicherten sowohl in mehr als 200 unterschiedlichen Belangen gegenüber den Leistungserbringern im Gesundheitswesen, aber auch gegenüber der Politik.

Seinen Ursprung hat der Verband im GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz. Am 1. Juli 2007 nahm der dreiköpfige Vorstand unter dem Vorsitz von Dr. Doris Pfeiffer seine Arbeit auf. Ein Jahr später löste der GKV-Spitzenverband endgültig die bisherigen Spitzenverbände auf Bundesebene als Verhandlungspartner für Kollektivverträge ab.

Die Abteilung „Arznei- und Heilmittel“ verhandelt mit dem DAV über den Apothekenabschlag und über die Aut-Idem-Regelung und legt die Festbeträge für Arznei- und Hilfsmittel fest. Abteilungsleiter ist ein Apotheker: Wolfgang Kaesbach war bereits beim Bundesverband der Betriebskrankenkassen federführend für alle Kassen für Arzneimittel und Medizinprodukte zuständig.

Insgesamt gibt es zehn Abteilungen, dazu kommen die vier Stabsbereiche Politik, Kommunikation, Selbstverwaltung und Justiziariat. Rund 180 Mitarbeiter sind beim GKV-Spitzenverband beschäftigt. Das Budget für 2009 betrug 167 Millionen Euro.

Die Entscheidungen des GKV-Spitzenverbands sind rechtsverbindlich für alle Kassen, deren Landesverbände und für die Versicherten. Mit seiner Einführung sollte das Verbandssystem der Krankenkassen straffer und transparenter werden.

Auch der DAV profitiert nach eigenen Angaben von den zentralen Verhandlungen: Die Prozesse seien vereinfacht worden. Zudem wurde mit dem GKV-Spitzenverband die Zahl der Ansprechpartner verringert. Beispielsweise meldet er nun Rabattverträge an die ABDATA.

Trotz zentraler Verhandlungen gibt es auch die einzelnen Spitzenverbände der Kassen noch: Für Rabattverträge mit den Pharmaherstellern, Sonderverträge mit Hausärzten sowie allen weiteren wettbewerbsrelevanten Angelegenheiten sind nach wie vor die einzelnen Kassen zuständig. Diese Aufgaben können sie kassenartbezogenen Verbänden oder Unternehmen, nicht aber dem GKV-Spitzenverband übertragen.