Kommentar

Das Niveau sinkt Alexander Müller, 03.04.2009 11:40 Uhr

Berlin - 

Apothekentests sind ein herrliches Politikum: Apotheken vergessen den Interaktionscheck oder beraten schlecht, Versandapotheken liefern verspätet, an den Nachbarn oder beraten gar nicht - es findet sich für die Tester oft und schnell eine Gelegenheit, den Getesteten am Nasenring durch die Manege zu führen. Wenn die Vorgeführten ihre Fehler anschließend abstellen, hat sich der Test gelohnt. Wenn sie dazu trotz öffentlicher Anprangerung nicht in die Lage versetzt werden, weil Ihnen die Ergebnisse vorenthalten werden, ist das schlicht Rufmord.

Das Niveau der Anfeindungen sinkt dramatisch, wenn maßgeschneiderte Tests einzelne Apotheker bloßstellen und Testkäufer zu Straftaten verleiten, was an sich rechtlich bedenklich ist. Kein Wunder, dass sich die Auftraggeber solcher „Studien“ lieber im Schatten halten. Leider verhindert diese Feigheit, dass man überhaupt über das Motiv der Untersuchung diskutieren kann. Studien, bei denen der Auftraggeber bewusst abtaucht, sind in jeder Branche ein Fall für die Altpapiersammlung.

Ganz klar: Sollten in Apotheken verschreibungspflichtige Arzneimittel tatsächlich leichtfertig abgegeben werden, dann muss darüber gesprochen werden. Aber bitte über das Dilemma zwischen unterlassener Hilfeleistung und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz und nicht darüber, wem die getestete Apotheke gehört.

Wer auch immer solche Untersuchungen in Auftrag gibt oder auch nur an geeigneter Stelle Interesse an bestimmten Ergebnissen bekundet, dem geht es nicht um einen Qualitätstest im Sinne des Verbraucherschutzes. Hier wird Politik gemacht. Mit allen Mitteln: Irreführung, Diffamierung, Erpressung.