Wie viel verdienen die Apotheken?

Das Millionengeschäft mit den Bürgertests Alexander Müller, 15.11.2021 10:31 Uhr

Für Tests hat der Bund bislang 5,7 Milliarden Euro ausgegeben. Foto: Farhang
Berlin - 

Die kostenlosen Bürgertests sind zurück und die Apotheken sind wieder dabei. Zwar ist das Testen mit einigem Aufwand verbunden, für gut organisierte Apotheken ist es aber auch eine zusätzliche Einnahmequelle. APOTHEKE ADHOC hat Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) ausgewertet.

Eigentlich wollte der Bund mit der Abschaffung der kostenlosen Bürgertests vor etwa einem Monat die stockende Impfkampagne in Schwung bringen. Doch die aktuell rasant steigenden Infektionszahlen zwangen den Verordnungsgeber zum Handeln. Seit Samstag sind die Tests wieder für alle möglich.

Bislang hat der Bund die stolze Summe von 5,74 Milliarden Euro für Tests ausgegeben, darunter fallen aber nicht nur die Bürgertests, sondern beispielsweise auch labordiagnostische Leistungen und Testzentren des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) übernimmt die Auszahlung, unterscheidet hierbei aber nicht zwischen Apotheken und anderen Teststellen.

Der Ausgabenblock, dem die Apotheken zuzuordnen sind, umfasst insgesamt rund 4,2 Milliarden Euro. Für die Vergütung für das Gespräch, den Abstrich, die Auswertung, die Ergebnismitteilung und die Ausstellung eines Zeugnisses für diese Tests wurden demnach knapp 2,7 Milliarden Euro erstattet, für die Sachkosten der PoC-Antigen-Tests weitere 1,5 Milliarden Euro. Welcher Teil der Vergütungen auf Bürgertests und davon wiederum auf die in Apotheken durchgeführten Bürgertests bezieht, ist nicht bekannt. Separat geführt werden die Testzentren Dritter und die KV-Testzentren.

Auch die KVen in den Bundesländern, über die auch die Apotheken ihre Tests abrechnen, differenzieren in den veröffentlichten Zahlen nicht nach Teststellen. Auf Anfrage von APOTHEKE ADHOC haben aber einzelne KVen entsprechende Daten aufbereitet und geliefert, die KV Berlin gar aufgeschlüsselt nach Abrechnungsmonaten. Demnach wurden von März bis Oktober in der Hauptstadt 17,7 Millionen Euro an Apotheken ausgeschüttet. In den Apotheken der Hauptstadt wurden knapp 8 Prozent der insgesamt 21,3 Millionen Bürgertests durchgeführt.

Sollten die Apotheken bundesweit eine vergleichbare Quote bei den Tests erreicht haben, entspräche das einer Gesamtvergütung zwischen 200 und 300 Millionen Euro. Allerdings lassen sich die Zahlen nicht ohne Weiteres auf andere Bundesländer hochrechnen, da der Testumfang und der Anteil der Apotheken regional durchaus schwanken.

Die Zahlen aus Berlin decken sich jedoch in etwa mit Angaben der KV Baden-Württemberg. Hier haben insgesamt 895 Apotheken Tests abgerechnet. Ihr Anteil an allen Einrichtungen lag nur etwas höher als in Berlin bei rund 10 Prozent. Im September wurden von Apotheken 1,1 Millionen Bürgertestungen abgerechnet, im Oktober noch rund 624.000.

Die KV Hamburg meldet für Apotheken 191.207 Bürgertests im August und 102.051 im September. Gemessen an den insgesamt abgerechneten Tests hatten die Apotheken hier sogar einen Anteil von 14 Prozent. Knapp 5,9 Millionen Euro wurde demnach allein in den beiden Monaten an die testenden Apotheken der Hansestadt ausgeschüttet. Im Saarland wurden von Juni bis September 271.892 Bürgertestungen von Apotheken durchgeführt.

Die Zahlen zeigen auch, dass die Apotheken eine wesentliche Säule bei den Bürgertests waren. Zum Vergleich: Die Drogeriekette dm, deren Teststellen von der Politik bis hin zu Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) feierlich eröffnet wurden, hat nach eigenen Angaben 1,9 Millionen Tests durchgeführt und abgerechnet. Wieder einsteigen will der Konzern vorerst nicht – weil es für Tests in Zelten vor den Filialen schlichtweg zu kalt sei.

Da mit dem zwischenzeitlichen Aus der kostenlosen Bürgertests auch viele andere Teststellen geschlossen wurden, könnte der Andrang in Apotheken jetzt noch höher werden. Die Nachfrage dürfte dabei maßgeblich von den politischen Vorgaben einer Testnachweispflicht abhängen.