Versorgungsmodell

Call-Center für Chroniker Alexander Müller, 13.11.2007 16:10 Uhr

Berlin - 

Zur besseren Versorgung von Chronikern startet die DAK im Januar ein neues Betreuungsangebot: Patienten sollen mit regelmäßigen Anrufen von einem beauftragten Call-Center zu mehr „Therapietreue und einem therapiegerechten Lebensstil“ veranlasst werden. Dafür hat die Kasse einen Vertrag mit dem Unternehmen Healthways GmbH geschlossen. Speziell geschulte Krankenschwestern und Pfleger betreuen per Telefon parallel zur ärztlichen Versorgung die Patienten, so die Idee. Je nach Schwere der Erkrankung und Beratungsbedarf werden die Versicherten kontaktiert, mitunter sogar täglich. Mit schriftlicher Einwilligung des Patienten kann der Arzt die beim Telefonat erhobenen Daten einsehen.

Zunächst wird es zwei Pilotprojekte in Bayern und Baden-Württemberg mit jeweils bis zu 25.000 teilnehmenden Versicherten geben. Außerdem können vorerst nur Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Herzinsuffizienz teilnehmen. Verläuft das Modell erfolgreich, soll es bundesweit eingeführt werden und auf andere Erkrankungen ausgeweitet werden. Die ersten beiden Projekte sind auf drei Jahre ausgelegt.

Die Kosten wollte DAK-Chef Professor Dr. Herbert Rebscher nicht konkret beziffern. Healthway bekomme für jeden teilnehmenden Versicherten eine nach schwere der Erkrankung gestaffelte Pauschale sowie einen erfolgsgebundenen Bonus. Denn nicht zuletzt will die Kasse mit dem neuen Programm Geld sparen: Vergleichbare Projekte von Healthways in den USA hätten beispielsweise zu einem Rückgang der Krankenhauseinweisung um fast ein Viertel geführt.

Anders als in den USA, wo die Universität Johns Hopkins die 15 so genannten „Care Enhancement Center“ bewertet, wird Healthways in Deutschland die Evaluation selbst vornehmen. Darin sieht Rebscher kein Problem, obwohl das börsennotierte Unternehmen „natürlich gewinnorientiert arbeitet“. Mit dem vereinbarten Vergütungssystem trage die DAK kein großes Risiko: „Deshalb haben wir nicht wie andere Kassen selbst Schwestern eingestellt. Das könnten wir uns gar nicht leisten“, erklärte Rebscher. Healthways startet im Call-Center in Berlin/Henningsdorf zunächst mit 100 Kräfte.

Damit die Ärzteschaft nicht Sturm läuft gegen das neue Modell, versichert die Kasse, es werde keine Eingriffe in die therapeutische Freiheit und die Entscheidungskompetenz des Arztes geben. Dr. Axel Munte, der Vorstandsvorsitze der kooperierenden Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB), beurteilt das Konzept positiv: Das neue Betreuungsprogramm solle die Therapie des Arztes unterstützen und nicht ersetzen. Für seine Standesgenossen sei es gut, von Aufgaben entlastet zu werden, die nicht ihrer Ausbildung entsprächen. „Ärzte können das nicht leisten, dafür sind sie auch viel zu teuer“, so Munte.