Rx-Versandverbot

Shop-Apotheke: Vorgedruckte Protestbriefe APOTHEKE ADHOC, 31.03.2017 09:07 Uhr

Berlin - 

Eigentlich wäre die Shop-Apotheke als OTC-Ableger der Europa Apotheek nur peripher vom Rx-Versandverbot betroffen gewesen: Nur 3,5 Prozent des Umsatzes entfallen auf Rx-Arzneimittel. Trotzdem startete der Versender aus Venlo zuletzt noch eine Briefaktion, schrieb Kunden an und legte Musterbriefe bei mit der Bitte um Versand an den lokalen CDU oder CSU-Bundestagsabgeordneten. Alles fix und fertig vorausgefüllt.

„Heute ist Ihre Unterstützung gefragt“, beginnt der Brief. „Wen es nach Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe geht, sollen Patienten ihre Medikamente nicht mehr im Internet bestellen dürfen.“ Bei der Shop-Apotheke wolle man aber, dass jeder selbst bestimmen könne, wo und wie er seine Medikamente beziehe. „Jeder sollte frei entscheiden können, ob er die Vor-Ort-Apotheke besucht oder wie Sie, die Vorteile einer Online-Apotheke zu schätzen weiß.“

„So können Sie uns helfen“, heißt es dann weiter: Man solle den beiliegenden Berief an seinen CDU/CSU-Bundestagsabgeordneten senden mit der Aufforderung, sich „für den Erhalt des Versandhandels rezeptpflichtiger Medikamente und somit auch für Ihren Rezept-Bonus einzusetzen“.„Unterstützen Sie uns – in Ihrem und im Interesse aller anderen Verbraucher.“

Beilegt hat die Shop-Apotheken ein Vordruck plus Freiumschlag. Der Abgeordnete ist bereits eingetragen, auch der Name des Kunden steht schon unter dem Brief. Der Kunde muss nur noch unterschreiben und seine Adresse eintragen.

Im beiliegenden Vordruckbrief an den jeweiligen Abgeordneten heißt es: „Ich wende mich heute in einer für mich sehr wichtigen und persönlichen Angelegenheit an Sie: Ich beziehe meine Medikamente bei einer Versandapotheke. Als mündiger Bürger und Wähler möchte ich auch in Zukunft das Recht und die Freiheit haben selbst zu entscheiden, wo und wie ich meine Medikamente beziehe.“

Dann kommt das Schreiben auf das geplante Rx-Versandverbot zu sprechen: „Dieses Verbot schränkt mich nicht nur massiv in meiner Lebensqualität sowie in meiner freien Apothekenwahl ein, sondern nimmt mir auch meine finanzielle Entlastung.“

„Diese verbraucherfeindliche Haltung der CDU/CSU insbesondere zum Nachteil von chronisch kranken oder immobilen Patienten kann und will ich nicht erstehen! Sie als mein örtlich zuständiger CDU/CSU-Bundestagsabgeordneter entscheiden darüber, ob das verbraucherfeindliche Gesetz, das Her Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe plant, Realität wird.“

„Ich bitte Sie daher dringend: STIMMEN SIE NICHT für ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln. SETZEN SIE SICH DAFÜR EIN, dass ich auch in Zukunft meine Medikamente und eine finanzielle Entlastung über den Versandhandel bekomme. LASSEN SIE ES NICHT ZU, dass meine Interessen als Verbraucher einfach übergangen werden.“

Bei der Shop-Apotheke hatte man die Chancen für den Erfolg des Rx-Versandverbotes auf 30 Prozent veranschlagt. Allerdings wurden die Folgen für das eigene Geschäftsmodell als weniger gravierend empfunden: Fünf Millionen Euro Umsatz und 750.000 Euro Ertrag (EBITDA) könnten verloren gehen, sollte der Rx-Bereich gestrichen werden, schätzten die Manager. Grund genug aber offenbar für die Briefaktion – denn der Rx-Bereich wird in Venlo als Segement gesehen, dass man später noch erschließen will.

Insgesamt setzte die Shop-Apotheke im vergangenen Jahr in Deutschland 145,6 Millionen Euro um, das waren 26 Prozent mehr als im Vorjahr. Da die Quote der Wiederholungsbestellungen bei 76,4 Prozent lag, war das Wachstum laut Finanzchef Dr. Ulrich Wandel profitabel: Vor dem allgemeinen Verwaltungsaufwand stand für Deutschland ein EBITDA von vier Millionen Euro in den Büchern, nach 800.000 Euro im Vorjahr.