Bild: „Brauchen wir überhaupt noch Apotheken?“ 14.09.2025 09:56 Uhr
Lieferengpässe beschäftigen die Apotheken dauerhaft und auch diesen Winter fehlen beispielsweise wieder wichtige Antibiotika-Säfte für Kinder, wie Abda-Präsident Thomas Preis in der heutigen „Bild“ berichtet. Außerdem warnt er vor den Folgen des Arzneimittelversands. „Diese Händler übertreten diese Verordnung tagtäglich tausendfach und unser Staat guckt tatenlos zu.“ Auch die Bild verweist auf das Apothekensterben, fragt aber auch provokativ: „Brauchen wir überhaupt noch Apotheken?“ – und wirbt für die Versandapotheken.
In einem heute erschienenen Interview in der „Bild“ weist der Abda-Chef auf die Probleme in der Arzneimittelversorgung hin und auf die Unterschiede zwischen den Vor-Ort-Apotheken und den Versendern.
„Dem Staat wird auf der Nase herumgetanzt“
Auf die Frage, ob denn Versandapotheken bei den Lieferengpässen helfen könnten, antwortete Preis: „Es gibt viele Medikamente, da wollen Sie keinen Tag darauf warten. Das brauchen Sie sofort. Wenn Sie ein fieberndes Kind haben, wenn Sie einen alten Menschen haben, der Antibiotika braucht, weil er schon so alt ist, dass er da keine Stunde mehr drauf warten kann, dann braucht man die Apotheke nicht nur zu den normalen Öffnungszeiten, sondern auch am Wochenende. Und deshalb ist es ganz wichtig, dass das System der öffentlichen Apotheken geschützt wird. Sie gehören zur Daseinsvorsorge.“
Man habe große Sorgen, dass die Versender als Rosinen-Picker das System zerstören. „In keinem anderen Bereich in Deutschland wird dem Staat so auf der Nase herumgetanzt, wie im Bereich des Versandhandels mit Arzneimitteln. Diese Händler übertreten diese Verordnung tagtäglich tausendfach und unser Staat guckt tatenlos zu.“
Lieferengpässe beschäftigten Apotheken sehr „und Bürokratie ist ein ganz schlimmes Thema“, so Preis. „Die Macht der Krankenkassen führt dazu, dass wir einen großen Teil unserer Zeit verschwenden müssen, um bürokratische Kontrollaufgaben der Krankenkassen zu übernehmen. Da ist ein grundsätzliches Misstrauen. Das ist nicht in Ordnung.“
Bild zeigt Versender-Sicht
Während Preis im Interview vor den Problemen in der Versorgung warnt und die Herausforderungen schildert, vor denen die Vor-Ort-Apotheken stehen, fragt die Print-Ausgabe: „Brauchen wir überhaupt noch Apotheken?“ Das Apothekensterben schreite fort, so der Artikel. „Die Versorgung bricht uns weg, ganze Regionen stehen ohne wohnortnahe Apotheke da“, so Preis zur Zeitung. Dann kommen die Versender zu Wort: Die Bestellung online sei bequem, anonym und günstig.
„Die Versandapotheken übernehmen eine wichtige, ergänzende Funktion in der pharmazeutiscehn Versorgung – sowohl in der Breite als auch in der Spezialversorgung. Insbesondere in der Fläche, wo sich die pharmazeutische Versorgungsstrukturen mehr und mehr ausdünnen“, so Udo Sonnenberg, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA), dem auch Shop Apotheke und DocMorris angehören, gegenüber der „Bild“.
pDL keine Lösung
Apotheken vor Ort seien laut Expertenmeinungen in Gefahr, im Artikel wird das Apothekensterben aufgrund der digitalen Möglichkeiten mit dem Ende von Kodak verglichen. Zum „Preiskampf“ komme hier „das Drama leerer Regale“ – „während Versandhändler mit XXL-Lagern oft besser dastehen“. Zusätliche Leistungen, die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL), die nur Vor-Ort-Apotheken bieten, würden kaum angenommen. „Ein Grund: Viele Patienten wissen das schlicht nicht!“, so die „Bild“.
Und auch die Ärzt:innen hielten nichts davon: „Am meisten entlasten Apotheken unsere Praxen, wenn sie sich auf ihre wichtigen Kernkompetenzen konzentrieren“, so Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes im Beitrag, wobei er aber auch die Notwendigkeit der Vor-Ort-Apotheken betont.
Werbung für Versender und dm
Sonnenberg rät den Inhaber:innen anschließend noch, dass doch alle zweigleisig fahren sollten – mit einem Angebot für vor Ort und online. Es folgen noch ein Hinweis auf die Gesundheit-Services von Drogeriekette dm und eine Servicespalte zu „Warum sind Online-Apotheken oft günstiger?“ – inklusive der Logos der gängigen Größen im Markt. Ganz oben: Shop Apotheke und dann DocMorris.