Apotheker fordern Makelverbot

Benkert: E-Rezept erleichtert Zuweisung APOTHEKE ADHOC, 20.01.2020 11:28 Uhr

BAK-Vize Thomas Benkert forderte bei der Pharmacon-Eröffnung in Schladming, dass das Makelverbot für E-Rezepte möglichst schnell gesetzlich verankert wird. Foto: Christof Stache
Berlin - 

Unter den Apothekern herrscht die große Befürchtung, dass mit der Einführung des E-Rezepts das Geschäft der Versandapotheken beflügelt wird. Deshalb sei ein „Makelverbot“ für elektronische Verordnungen dringend notwendig, forderte Thomas Benkert, Vizepräsident der Bundesapothekerkammer (BAK) bei der Eröffnung der Pharmacon in Schladming.

Die freie Apothekenwahl sei für die Patienten ein hohes Gut, so Benkert. „Daher dürfen Apotheker mit Ärzten keine Absprachen treffen, aufgrund derer ärztliche Verschreibungen zugewiesen werden. Das ist gut so und muss auch so bleiben.“ Auch Zuweisung durch Krankenkassen oder „andere interessierte Kreise“ sind laut Mitteilung zu vermeiden.

Die Apotheker hoffen auf eine Klarstellung im Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG). „Es wäre fatal, wenn elektronische Verordnungen – mangels entsprechender Regelungen – Wege nähmen, die dem Primat wirtschaftlicher Partikularinteressen folgen“, so Benkert. Die Standesvertretung sieht hier dringenden Handlungsbedarf. „Das im VOASG vorgesehene Zuweisungsverbot auch für elektronische Verschreibungen muss daher nicht nur möglichst schnell gesetzlich verankert werden. Es muss zudem aufgrund rechtstatsächlicher Entwicklungen erweitert werden“, so Benkert.

Denn schon heute versuchten interessierte Kreise, an der Arzneimittelversorgung durch öffentliche Apotheken wirtschaftlich zu profitieren. „Unzulässige Geschäftsmodelle werden mit dem elektronischen Rezept noch schwieriger aufzudecken sein, da dessen Weg auf der Datenautobahn kaum verfolgbar ist“, so Benkert.

Eine weitere Forderung der Apotheker lautet daher, den Adressatenkreis des Zuweisungsverbots zu erweitern. Dieser dürfe sich nicht nur auf Ärzte und Apotheker beschränken. „Das ‚Makeln‘ von Verschreibungen durch Dritte muss verboten werden. Wenn sich das VOASG weiter verzögert, muss die Bundesregierung zeitnah die entsprechenden Regelungen an anderer Stelle treffen. Das Digitale Versorgungsgesetz II wäre dafür der richtige Ort“, meint Benkert.

Der BAK-Vize vertrat bei der Pharmacon-Eröffnung BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer, der aus gesundheitlichen Gründen passen muss. Da dieser schon zuletzt verschiedene Termine absagen musste, wird innerhalb der Standesvertretung über eine neue Besetzung nachgedacht. Doch das soll erst später besprochen werden, einstweilen schickte Benkert die besten Genesungswünsche nach Worms.

Der Pharmacon findet in diesem Jahr zum 50. Mal statt, zum sechsten Mal im österreichischen Schladming. Zuvor hatten sich die Apotheker in Davos zu ihrer Fortbildungsveranstaltung getroffen. Themen in diesem Jahr sind unter anderem Infektionskrankheiten, Impfungen, die Medikationsanalyse und Antibiotikaresistenzen. Der Pharmacon findet vom 19. bis zum 24. Januar statt.