Grüne

Bender: Kooperationen sind Ketten Benjamin Rohrer, 29.11.2012 15:37 Uhr

Unterbelichtete Standesvertreter: Birgitt Bender (Grüne) erwartet mehr von den Apotheker als die Forderung nach mehr Geld. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die Apotheker haben Birgitt Bender (Grüne) ihre vermeintliche Nähe zum Pharmahändler Celesio nie verziehen. Viele Apotheker befürchten für den Fall einer grünen Regierungsbeteiligung daher immer noch die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes. Aus Benders Sicht ist dies allerdings ein Szenario, das längst Wirklichkeit ist – und an dem die Apotheker selbst schuld sind: „Es gibt Apothekenketten: Das sind Organisationen, bei denen die Apotheken über Kooperationen mit dem Großhandel verbandelt sind“, so Bender beim „Forum Gesundheitspolitik“ des Großhändlers Gehe. Die Grünen würden eine Liberalisierung des Apothekenmarktes nicht anstreben, beteuert die Gesundheitsexpertin der Grünen.

„Es gibt bereits Apothekenketten in ordentlicher vertikaler Konzentration“, stellte Bender zur Verwunderung der Teilnehmer fest. Die Apotheken seien zwar „nicht formell mit den Großhändlern verbunden, aber wirtschaftlich“.

Nach heftigem Protest der anwesenden Apotheker führte Bender eine Äußerung von ABDA-Vorstandsmitglied Karin Graf* beim Deutschen Apothekertag (DAT) an: Diese habe ihr gesagt, dass man als Apotheker „das mit den Kooperationen machen muss“.

Bender bezeichnete dies als „inakzeptables Marktgeschehen“. Sie riet den Apothekern, dagegen vorzugehen: „Warum fordern Sie nicht mehr Transparenz? Das Kartellamt würde sicherlich eingreifen.“

Sollten die Grünen nach der Bundestagswahl 2013 Regierungsverantwortung bekommen, würden Sie die Libralisierung nicht anstoßen – zumindest nicht proaktiv: „Es wird kein Thema sein, wenn es nicht von ihnen kommt.“

Mit Hinblick auf das aktuelle politische Geschehen im Apothekenmarkt sagte Bender, das sie von der Apothekerlobby enttäuscht sei. „Ihre Interessenvertreter sind unterbelichtet in der Frage 'Wie können wir uns in der Zukunft entwickeln'“. Viel mehr konzentrierten sie sich in den Gesprächen mit der Politik auf die aktuelle Honorarentwicklung.

Ähnlich wie die SPD fordern auch die Grünen nämlich eine Ausweitung der apothekerlichen Aufgaben: „Ich sehe die Zukunft ihres Berufsstandes eher bei Dienstleistungen und weniger produktorientiert.“

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* Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hatte es geheißen, Bender habe sich auf eine Äußerung der niedersächsischen Kammerpräsidentin Magdalene Linz bezogen. Gemeint hatte Bender ABDA-Vorstandsmitglied Karin Graf.