GKV-Chef fordert höheren Herstellerabschlag

Bei Kassen sparen? „Bitte keine Alibi-Diskussionen“ 12.11.2025 13:12 Uhr

Berlin - 

Der Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Oliver Blatt, fordert Maßnahmen gegen die immer weiter steigenden Arzneimittelpreise. „Das Verhältnis von zusätzlichem Nutzen und höheren Preisen ist aus dem Gleichgewicht geraten, das muss sich wieder ändern“, so Blatt gegenüber dem Nachrichtenportal „web.de News“ anlässlich des heute stattfindenden „Pharmadialogs“ im Kanzleramt. Diskussionen um die Notwendigkeit von knapp 100 Krankenkassen schmettert er ab.

Dank der Neuentwicklungen leben die Menschen länger, so Blatt, und dank des Solidarsystems gibt es diese Arzneimittel auch für jeden, der sie braucht. „Aber die Preise für solche neuen Medikamente sind durch die Decke gegangen, und zwar auch in den Fällen, in denen sie den Menschen gar nicht zusätzlich helfen.“ Es brauche somit einen höheren Herstellerabschlag als die bisherigen 7 Prozent. „Mit einem höheren Abschlag könnten wir Geld sparen, ohne die Pharmaindustrie über Gebühr zu fordern“, sagte Blatt. Deutschland sei für die Branche ein sehr lukrativer Standort, „sie hat an den Beitragszahlenden in den vergangenen Jahren sehr gut verdient“.

Außerdem würde er bezüglich von Preismengenregelungen Lehren aus dem Vorgehen in anderen Ländern ziehen: „Wenn der Umsatz mit einem Medikament eine bestimmte Grenze überschreitet, wird der Preis automatisch gesenkt. Das wäre ebenfalls ein Modell für Deutschland.“

„Wir schätzen, dass die gesetzlichen Kassen im nächsten Jahr rund 370 Milliarden Euro ausgeben müssen, also über eine Milliarde Euro pro Tag.“ Solche Kostensteigerungen halte kein Gesundheitssystem auf Dauer aus. Der größte Kostenblock seien jedoch die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen: „Da haben wir im vergangenen Jahr mit knapp 10 Prozent eine unglaubliche Steigerung gehabt, unter anderem wegen höherer Personalkosten und Inflation.“ Die Grundidee der Krankenhausreform sei hier der richtige Ansatz gewesen, doch die aktuelle Regierung verwässere nun die Vorgaben, sodass die Länder mehr Handlungsspielraum bekämen.

„Bitte keine Alibi-Diskussionen“

Auf die Frage, ob es wirklich 94 gesetzliche Krankenkassen bräuchte, sagte Blatt: „Ich bin überzeugt, dass der bestehende Wettbewerb zwischen den Kassen gut ist. Im Jahr 2000 hatten wir noch 420 Krankenkassen, jetzt sind es noch 94.“ Man habe sich optimiert, die Verwaltungskosten lägen bei nur 4 Prozent der Ausgaben der Kassen – dreimal niedriger als bei der Privaten Krankenversicherung (PKV). „Also bitte keine Alibi-Diskussionen, die von den eigentlichen Problemen ablenken.“