Kommentar

Bahrs Rückzug Alexander Müller, 05.04.2012 12:47 Uhr

Berlin - 

Die FDP wittert in Nordrhein-Westfalen Morgenluft. In aktuellen Umfragen liegen die Liberalen bei 4 Prozent. Rund fünf Wochen bleiben dem Spitzenkandidaten Christian Lindner noch, um die 5-Prozent-Hürde zu knacken. Dass der Ex-Generalsekretär seine Partei überhaupt in die Schlacht führt, verdankt er Daniel Bahr. Denn der Bundesgesundheitsminister hat Lindner den Posten als Parteivorsitzende in NRW überlassen. Bahrs Begründung: Lindner habe mehr Zeit.

Angeblich hatte Lindner den Parteivorsitz zur Bedingung seiner Kandidatur gemacht. Bahr sieht das so: Er selbst habe Lindner gefragt und auch aufgefordert, die Liberalen zur Landtagswahl zu führen. Lindner sei „der bessere Kandidat“ – weil er sich die vollen 60 Tage auf diese Aufgabe konzentrieren könne. „Und ich habe ja noch die Aufgabe des Bundesgesundheitsministers, die kann ich ja nicht mal eben zwei Monate liegen lassen“, so Bahr im Interview mit dem Deutschlandfunk.

Die Doppelbelastung war für Bahr offenbar nicht zu viel, solange keine Wahl kurz bevorstand. Hat er denn bis jetzt eine Aufgabe vernachlässigt und wenn ja, welche? Das Problem ist gar kein Bahr-spezifisches: Vielleicht sollten Bundesminister nicht auch noch in ihrer Partei oder auf Landesebene wichtige Funktionen übernehmen, nur weil sie bekannt oder gut vernetzt sind und irgendwie bei der Postenvergabe kein Weg mehr an ihnen vorbei führt.

Bahr scheint das heute auch so zu sehen, denn er steckt nicht ohne Demut zurück: „Ich hätte mir auch vorstellen können, den Landesvorsitz weiter zu machen, aber es ist ja wichtig, dass wir in Nordrhein-Westfalen reinkommen.“