Nach Äußerungen zum Apothekenhonorar

AVWL: „Kompletter Realitätsverlust der AOK“ 26.09.2025 15:34 Uhr

Berlin - 

Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, hat sich diese Woche im Rahmen des AOK-Herbstfestes auch zu den Eckpunkten aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) geäußert. Ihr zufolge sprächen die Pläne von Ministerin Nina Warken (CDU) dafür, dass beim Thema Apothekenhonorar mittlerweile „Realitätssinn“ eingekehrt sei. Warken habe erkannt, dass das Honorar der Apotheken nicht aufgestockt werden könne, lobte Reimann die Reformpläne. Als „kompletten Realitätsverlust der AOK“, bezeichnet das Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL).

Apotheken ersparten den Kassen Milliardenbeträge und sicherten selbst in Zeiten massiver Lieferengpässe die Versorgung – unter anderem durch Erfüllung der Rabattverträge: „Im Jahr 2024 waren es 6,2 Milliarden Euro“, rechnet Rochell vor. „Hinzu kommen 2,5 Milliarden Euro aus den Zuzahlungen der Patienten. Pro verschreibungspflichtiger Arzneimittelpackung müssen die Versicherten einen Eigenanteil von fünf bis zehn Euro leisten. Diesen Betrag müssen die Apotheken für die Kassen einziehen und weiterleiten.“

Entsprechendes Honorar gebe es hierfür nicht. Während Apotheken durch Impfungen, Präventionsleistungen wie Blutdruckchecks, Inhalationsberatungen, Vermeidung von Medikationsfehlern sowie Beratungen zur Selbstmedikation der Patienten das System entlasteten, entfielen gerade einmal 1,8 Prozent der Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen auf die Finanzierung der Apotheken.

Da sei die eigene Verwaltung der Kassen doppelt so teuer: „Da muss man sich erst recht fragen, warum nicht eine Diskussion über Einsparungen bei den gesetzlichen Krankenkassen aufgemacht wird? Stattdessen fokussiert die aktuelle Debatte – mal wieder – nur auf Einsparungen bei den Leistungserbringern.“

„Im Koalitionsvertrag hat die Bundesregierung eine Honorarerhöhung für die Apotheken vor Ort vereinbart. Diese muss nun schnellstmöglich umgesetzt werden, um das Apothekensterben endlich zu beenden. Alles andere wäre ein Risiko für die Versorgung der Patienten, auch der AOK-Versicherten“, so Thomas Rochell. „Es käme die Kasse teurer zu stehen als die dringend erforderliche Anpassung.“

Jährliche Kostensteigerungen und Honorarerhöhungen müssten einfach eingeplant werden – auch im Bereich der Apotheken. „Das wäre echter Realitätssinn und würde darüber hinaus belegen, dass das richtige und wichtige Prinzip der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen auch noch im Verhältnis zu den Apotheken gilt. Die Äußerung von Frau Dr. Reimann ist dagegen einmal mehr beredtes Beispiel dafür, wie häufig die Selbstverwaltung durch die Krankenkassen bewusst an ihre Grenzen geführt oder gar blockiert wird.“